Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals seit Juni 2007 ihren Leitzins erhöht. Der massgebliche Satz wurde trotz lauter Kritik seitens Regierungschefs und Gewerkschaften um 25 Basispunkte auf 4,25% angehoben. Doch hatten die Marktaktuere angesichts der steigenden Inflationsrate mit diesem Schritt gerechnet, zumal EZB-Chef Jean-Claude Trichet vor einem Monat eine Zinserhöhung klipp und klar angedeutet hatte. Nun sagte Trichet, dass die Inflation die Sorge Nummer eins der Bürger Europas ist. Die spannende Frage ist aber, ob weitere Zinsschritte folgen. EZB-Chef war bemüht, sich im Hinblick auf die künftige geldpolitische Neigung nicht festzulegen. „Wir werden tun, was notwendig ist, um die Kaufkraft zu wahren. Die Bürger können uns vertrauen“, bemerkte er lapidar.
Auswirkungen:
Der Dax, der vor dem EZB-Entscheid im Minus lag, fiel weiter zurück. Der Euro sank von 1,5883 auf 1,5766. Auch die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen notierte tiefer. Sie ging von 4,66% zuvor auf 4,6150% zurück. Die Dollar-Aufwertung führte zu Gewinnmitnahmen bei Edelmetallen. Der Goldpreis gab um 10 Dollar auf 934 Dollar je Unze nach.
Fazit: Obwohl der Ausblick der EZB in bezug auf das Wirtschaftswachstum und die Inflation so belassen wurde wie in der Erklärung vom Juni, bemühte sich Trichet sichtlich darum, keine Anzeichen für den künftigen geldpolitischen Kurs erkennen zu lassen. Der EZB-Rat befürchtet das Aufflammen von sog. „Zweitrunden-Effekten“. Nichts deutet aber derzeit auf eine Lohn-Preis-Spirale hin. Die Produktivität ist im Euro-Raum zuletzt um 1% gestiegen. Die Arbeitskosten legten nach Angaben der EZB um 2,5% zu. Daraus kann kein Lohndruck entstehen. Höhere Zinsen verteuern Kredite und dämpfen das Wirtschaftswachstum. Die EZB läuft Gefahr, die Konjunktur abzuwürgen. Die Unternehmen sehen sich steigenden Kosten gegenüber, die sie nicht an die Verbraucher weitergeben können, da die Nachfrage sich abschwächt. Werden Sachinvestitionen davon betroffen, würde bald auch der Arbeitsmarkt in Stress geraten.
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