Die Finanzbranche leidet unter erheblichem Stress. Schreckensmeldungen im Zusammenhang mit der Kreditmarktkrise reissen nicht ab. Die US-Notenbank (Fed) sah sich diese Woche gezwungen, ihre Bereitschaft zur Verlängerung der im März gestarteten Kreditvergabe an die Wall Street Investmentbanken auch für das kommende Jahr zu verkünden. Fed-Chef Ben Bernanke betont, dass die Notenbank sich zur Finanzstabilität nachhaltig bekennt.
Folgen der Rettungsaktionen der US-Notenbank
Die Fed als „lender of last resort“ bemüht sich redlich, die fatalen Folgen der grössten Kreditmarktblase auf die reale Wirtschaft zu lindern. Die amerikanische Notenbank hat in diesem Zusammenhang ihren Leitzins gesenkt und ihr Diskontfenster für die Investmentbanken geöffnet. Dann hat sie eine Reihe von neuen Fazilitäten eingeführt. Term Auction Facility (TAF), Term Securities Lending Facility (TSLF) und Primary Dealer Credit Facility (PDCF). Die Fed hat darüberhinaus die Übernahme von Bear Stearns, der 5. grössten US-Investmentbank durch J.P. Morgan, die 3. grösste US-Bank mit 30 Mrd. Dollar abgesichert („bail-out“). Fed’s Rettungsaktion verdeutlicht die Dramatik der prekären Lage in aller Offenheit. Nun werden 12 Monate nach dem Ausbruch der Krise die Konsequenzen augenfällig: 1) Inflation und 2) „Moral-Hazard“-Situation. Zum ersten Problem: Die Fed hat den Leitzins seit dem letzten Sommer insgesamt um 325 Basispunkte (3,25%) gesenkt. Die Krise mündete jedoch in einer expansiven Geldpolitik. Angesichts der beharrlich steigenden Inflationsrate hat Bernanke nun das Ende des Zinssenkungszyklus angekündigt. Die US-Notenbank (Fed) konzentriert sich jetzt stärker auf die Bekämpfung der Inflation als das Wachstum, da die Notenbanker befürchten, dass die hohe Teuerung auf die Inflationserwartungen durchschlägt. Die amerikanischen Währungshüter wollen mittelfristige Inflationserwartungen fest verankert wissen. Das Dilemma: im Abschwung Zinsen zu erhöhen, würde die Konjunktur abwürgen. Zum zweiten Problem: „Moral-Hazard“ ist die Herausforderung schlechthin sowohl für die Notenbank als auch für die Aufsichtsbehörden. Was muss nun getan werden, um zu verhindern, dass aus dem Moral-Hazard-Fall ein Anlass für die nächste Krise entsteht? Das Moral-Hazard-Problem liegt vor, wenn Finanzinstitutionen und Investoren höhere Risiken eingehen als sonst, weil sie erwarten, dass die Notenbank eingreifen würde, um die Krise zu bewenden. Das aktuelle Beispiel: die Liquiditätskrise der amerikanischen Immobilienfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae. Der Kapitalbedarf der beiden Hypothekenfinanzierer hat solche Ausmasse angenommen, dass selbst eine Übernahme durch Washington nicht ausgeschlossen sei, schreibt The New York Times. Der ehemalige Fed-Gouverneur William Poole hat die halbstaatlichen Unternehmen gestern in einem Interview als faktisch insolvent bezeichnet. „Too big to fail“, sind die Hypothekenfinanzierer zu gross, um fehlzuschlagen? Am Ende muss also Steuerzahler wieder blechen.
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