Sonntag, 6. Juli 2008

Aktienmärkte: Das misslungene Halbjahr

Die Stimmung an den Aktienmärkten ist zur Zeit sehr schlecht. Die Gewinnerwartungen für die im S&P-500 Index erfassten Unternehmen fallen. Analysten rechnen nun für das II. Quartal im Durchschnitt mit einem Gewinnrückgang um 11,3% gegenüber dem Vorjahr. Das wäre das erste Mal seit 2002, berichtet Thomson Reuters, der erfahrene Finanzinformationsdienst. Da die Gewinnentwicklung von Unternehmen für den künftigen Verlauf der Aktienkurse entscheidend ist, sind Anleger gut beraten, vorsichtig zu agieren. Vor allem Werte aus der Finanzbranche sind um jeden Preis zu meiden. Allem Anschein nach dürften die Folgen der Kreditmarktkrise und die Entwicklung des Ölpreises das dominierende Thema auch im zweiten Halbjahr bleiben.

Vertrauensverlust

Es ist heute nicht mehr relevant, darüber zu diskutieren, ob die USA in einer Rezession stecken. Definition her, Definition hin. Viel wichtiger ist das Sentiment („gefühlte Rezession“). Da gilt es, sich zu vergegenwärtigen, dass die Verbraucher sich zurückhalten. Auf Konsum lasten erstens der anhaltende Preisverfallprozess im Häusermarkt und zweitens der steigende Benzinpreis. Der Privatkonsum macht in den USA ein Drittel der Wirtschaftsleistung aus. Bevor der Immobilienmarkt sich wieder stabilisiert und die Risikoaufschläge (spreads) sich am Geldmarkt zurückbilden, ist eine nachhaltige Erholung der Märkte nicht zu erwarten.

Finanzmarkt nach wie vor im Bann der Krise

Was an der gegenwärtigen Krise neu ist, ist die Rückkopplung zwischen dem Finanzsystem und der realen Wirtschaft. In der Vergangenheit war es so, dass der Markt für Vermögenswerte erst nach einem Abschwung der Wirtschaft in Stress geriet. Nun hat die Krise ihren Ursprung im Finanzsystem via Häusermarkt. Von dort wirkt sie auf das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt aus. Die Folgen lassen sich daher nicht leicht quantifizieren. Es ist aus diesem Grund schwer zu glauben, dass die negativen Nachrichten in den Aktienkursen eingeschlossen sind. Die konjunkturelle Abkühlung, die steigende Inflation und die Entwicklung des Ölpreises dürften das Börsenumfeld auch in der zweiten Jahreshälfte mitprägen. Welche Einflüsse dieses ungünstige Gemisch auf die Ertragsaussichten von Unternehmen hat, zeigt sich daran, dass die Analysten ihre Prognosen für Firmengewinne auch in Europa nach unten revidieren. Es ist deshalb zur Zeit ratsam, den Aktienanteil auf ein Minimum zu reduzieren.







Index1. Halbjahr 2008II. Q. 2008
SMI-19.27%-5.19%
DAX-20.40%-1.77%
MDAX-8.40%2.82%
S&P 500-12.80%-3.22%
Dow Jones-14.40%-7.44

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