Donnerstag, 10. April 2008

Finanzkrise: Welches Land leidet am meisten?

Island. Der Inselstaat im Nordatlantik war im Januar der Schauplatz einer Versammlung von Hedge-Fonds Managern, die sich in Reykjavik an der Bar des Hotels 101 vor dem Dinner zum Aperitif getroffen hatten. Der Gastgeber war Bear Stearns, die US-Investmentbank, welche zwei Monate später von der amerikanischen Notenbank (Fed) vor dem Zusammenbruch gerettet wurde. Bear Stearns hat die Manager nach Island eingeladen, um die Lage der isländischen Wirtschaft zu besprechen. In einem Saufgelage sei beschlossen worden, Wetten gegen Islands Währung zu schliessen. Stichwort: Short-Positionen.
Die isländische Notenbank spricht in diesem Zusammenhang von einer „skrupellosen Spekulation“ gegen das isländische Bankensystem. Die isländische Finanzaufsicht FSA verdächtigt Spekulanten, die Islands Währung und Börse angegriffen haben. Das Eiland mit 316’252 Einwohnern galt jahrelang als Wachstumswunder. Für den Aufschwung waren die drei grössten Banken, Kaupthing Bank, Landsbanki Islands und Glitnir Bank verantwortlich. Die Banken sind v.a. im Ausland expandiert, und zwar mit Hilfe von hohen Krediten in Fremdwährungen. Rund 80% der Auslandsschulden des Landes entfallen auf diese Kreditinstitute. Vor 10 Jahren waren die Vermögenswerte der drei grössten Banken 96% des BIP wert. Heute sind es zehnmal so gross. Die isländische Krone hat sich inzwischen zum Euro um 25% abgewertet. Die Inflation ist auf 8,7% gestiegen. Die Notenbank hat darauf mit Zinserhöhung reagiert. Der Leitzins beträgt nun 15,5%. Die Ratingagentur Moody’s warnt, dass die kreditfinanzierte Expansion isländischer Banken das bisher erstklassige Rating des Landes bedroht. Irlands Premierminster Geir Haarde hält die Spekulationen über einen Zahlungsausfall des Landes für lächerlich. Die Banken seien finanziell gesund.

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