Der erste SPAC-Börsengang zeichnet sich jetzt in Deutschland ab. Strategieberater Roland Berger will laut Berichten von FAZ und SZ in den kommenden drei Wochen 275 Mio. Euro einsammeln. Ziel: Kauf eines deutschen mittelständischen Unternehmens. Die Aktien der SPAC sollen unter Führung der Deutschen Bank zunächst ohne operatives Geschäft unter dem Namen „Germany 1“ an der Börse Euronext in Amsterdam kotiert werden.
SPAC steht für Special Purpose Acquisition Company. Es handelt sich dabei um Gesellschaftshüllen, die Kapital aufnehmen, um damit z.B. Familienunternehmen zu kaufen. An der Wall Street sprach man in den 1990er Jahren von Blank-Check Unternehmen, da Anleger am Anfang nicht wissen, wie das Geld investiert wird. SPACs haben das Mandat, mit dem eingesammelten Kapital in den nächsten 18 bis 24 Monaten eine grosse Akquisition zu tätigen. Ansonsten bekommen die Investoren ihr Geld zurück. Die SPACs funktionieren im Grunde genommen wie eine Private-Equitiy Firma für den Normalanleger. Das gab es in Deutschland bisher noch nie. In den Neunzigerjahren erregten die Blankoscheck Unternehmen jedoch über die amerikanische Presse in der Öffentlichkeit Aufsehen, da sie oft von Finanzbetrügern gegründet waren. Vor dem Hintergrund des widrigen Kapitalmarktumfelds und der anhaltenden Kreditkrise gewinnen die SPAC nun wieder an Attraktivität. Vorteil ist, dass die Unternehmensübernahmen unabhängig vom Kreditmarkt bewerkstelligt werden können. Die Performance für den Anleger fällt sehr unterschiedlich aus. Empirisch ist sie eher in der Anfangsphase zufriedenstellend.
Gemäss Marktforschungsunternehmen haben die SPACs in den USA seit 2003 rund 20 Mrd. Dollar von den Investoren eingesammelt. Allein im Vorjahr haben diese Akquisitionsvehikel 12 Mrd. Dollar an Kapital aufgenommen. In den USA kam es im ersten Quartal des laufenden Jahres zu 8 SPAC-Börsengängen (IPO) mit einem Gesamterlös von 3,1 Mrd. Dollar.
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