Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,0% gesenkt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat zugleich angekündigt, dass die EZB sich entschlossen habe, Anleihen am offenen Markt in der Euro-Zone aufzukaufen. Das Volumen: 60 Mrd. €. Es handelt sich dabei um „covered bonds“, d.h. in Euro emittierten besicherten Anleihen (bekannt auch als „Pfandbriefe“). Die Einzelheiten will Trichet erst nach der nächsten Ratssitzung im Juni bekanntgeben.
Die EZB hat ferner die Laufzeit der Finanzierungsgeschäfte mit Banken verlängert, um das Finanzsystem zu stablisieren. Die Banken dürfen in Zukunft von der EZB für bis zu 12 Monate (bisher max. 6 Monate) Liquidität besorgen.
ECB Main Refinancing Bid Rate, Graph: blommberg.com
Fazit: Das Aufkaufprogramm für Anleihen ist im Vergleich zu anderen Zentralbanken zu klein. Sowohl die Fed als auch die BoE verfolgen seit langem einen alternativen geldpoltischen Kurs, der sich „mengenmässige Lockerung“ (quantitative easing) nennt. Auf diese Weise wird die monetäre Basis ausgeweitet.
Die Wirtschaft in der Euro-Zone steckt in der tiefsten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Die anhaltende Krise an den globalen Finanzmärkten hat im Euroland zu einem schärferen Einbruch der Konjunktur geführt als anderswo in der Welt. Nach wie vor überwiegen die Abwärtsrisiken. Die EZB hat sowohl die rezessiven als auch die deflationären Tendenzen wider besseres Wissen ignoriert. Noch im Sommer 2008 hatte die EZB ihre Leitzinsen erhöht statt zu senken, weil sie am dogmatischen Monetarismus hängt und an einen Einfluss der Geldpolitik auf das Wirtschaftswachstum nicht glaubt.
Die europäischen Währungshüter haben auf die Krise an den Finanzmärkten „zu spät“ und „zu wenig“ reagiert. Die EZB ist verantwortlich für die massive Verschärfung der Kreditbedingungen in der Euro-Zone.
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