Die US-Wirtschaft ist nicht mehr am Abgrund, sagte Präsident Barack Obama gestern. Etliche Analysten wollen Anzeichen einer Stabilisierung der Weltwirtschaft erkennen. Trotz der dramatischen Wachstumszahlen der vergangenen zwei Quartale werfen die Optimisten die Flinte nicht ins Korn. Ist aber das Schlimmste tatsächlich vorbei? Ist die konjunkturelle Talfahrt nun beendet? Welches Wachstum wird jetzt den Boomjahren 2002 bis 2007 folgen? Die aktuelle Krise markiert das Ende einer Ära der Kreditexpansion. Was wird jetzt die Realwirtschaft ankurbeln?
Actual and Potential Real GDP, Graph: Fed St. Louis, Monetary Trends June 2009
Die Kreditschöpfung ist zum Erliegen gekommen. Der Privatkonsum als stärkste Antriebskraft des weltweiten Wachstums fällt aus. Während des Booms stieg der Verbrauch in den USA über 70% des BIP. Nun könnte er im Gefolge der Krise bis auf 60% fallen, prognostiziert Kennenth Rogoff in FT Deutschland. Die Privathaushalte sind dramatisch überschuldet. Unternehmen sind hochverschuldet. Mehrere Finanzinstitute sind technisch insolvent. Es findet ein schmerzvoller Prozess des De-Leveraging (Schuldenabbau) in der Wirtschaft statt. Konsumenten tilgen Schulden. Banken sind mit Sanierung beschäftigt und bemühen sich um Refinanzierung. Das Potenzialwachstum, das in den USA in den letzten fünfzehn Jahren im Durchschnitt 3% betrug, dürfte daher laut Pimco nun unter 2% fallen. Das ist eine Wachstumsrate, die zuletzt in den 1930er Jahren beobachtet wurde.
Das Potenzialwachstum wird bestimmt durch (1) Arbeitsangebot, (2) Produktivität und (3) Kapitaleinsatz. Der potenzielle Output hängt von den Variablen der Angebotsseite ab. Der tatsächliche Output wird hauptsächlich von der Nachfrageseite bestimmt. Da zur Zeit aufgrund der anhaltenden Rezession die aggregierte Nachfrage brachliegt, ist der potenzielle Output höher. Das bedeutet wiederum, dass ein Teil der Produktivitätskapazität ungenutzt bleibt. Dieser Zustand wird durch hohe Arbeitslosigkeit reflektiert. Marktteilnehmer haben sich auf ein langsameres Wirtschaftswachstum auf Jahre hinaus gefasst zu machen. Die Jobmisere, die sich verschärft und ein schwächeres Wachstum werden noch Jahre auf der Konjunktur lasten.
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