Sonntag, 15. März 2009

BoE und SNB mit QE

Die Bank of England (BoE) hat diese Woche begonnen, am offenen Markt britische Staatsanleihen zu kaufen. Ziel ist, Geschäftsbanken Liquidität zuzuführen, und zugleich dafür zu sorgen, dass die Renditen fallen. Damit die Refinanzierungskosten der Banken sinken. Es geht um Renditen am langen Ende. Denn mit der herrkömlichen Zinspolitik können die Notenbank die Zinsen am kurzfristigen Ende beeinflussen. Die Kreditzinsen am Markt orientieren sich aber am risikolosen Zins der Staatsanleihen. Sinkt die Rendite der Staatspapiere, sinken mit der Zeit i.d.R. auch die Zinsen am Kreditmarkt, z.B. für Hypotheken. Deshalb wird die aktuelle Geldpolitik, die im Sog der gegenwärtig anhaltenden Krise zur Anwendung kommt, „quantitative easing“ (d.h. "mengenmässige Lockerung“) genannt.


Total Borrowing of Depository Institutions from the Fed, Graph: Fed St. Louis

Die BoE hat als erste in Europa begonnen, Staatsanleihen am Sekundärmarkt aufzukaufen. Am Donnerstag hat auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) angekündigt, auf die Politik der „mengenmässigen Lockerung“ einzuschwenken. Kauft die SNB Staatspapiere und/oder Franken-Obligationen privater Schuldner, steigt der Kurs der Anleihen. Und die Renditen fallen, was dämpfend auf den Kreditmarkt auswirken soll. In den USA kauft die Fed bereits seit geraumer Zeit Commercial Papers (kurzfristige Schuldverschreibungen von Unternehmen) auf, um die Rezession abzumildern. Die EZB bleibt bisher gegenüber diesem Ansatz einer „alternativen Geldpolitik“ skeptisch.

Kontroverse Punkte der unkonventionellen Geldpolitik: 1) Die Auswirkungen die Inflation, da die monätere Basis sich ausweitet. 2) Das Fehlen von Erfolgskriterien. Es ist ein metrisches Problem: Was heisst das, wenn die Fed ankündigt, für 500 Mrd. $ MBS der Agenturen (GSE) zu kaufen? Oder wenn die BoE Gilts für zuerst 75 Mrd. £ kaufen will? In Bezug auf die Transparenz, was die Bilanz der Fed betrifft, besteht kein Problem. Aber wie ist die „mengenmässige Lockerung“ in Form des Leitzinses (z.B. Fed Funds Rate) zu messen? Anders gefragt: Bedeutet der Aufkauf von MBS im Wert von 500 Mrd. $ am Markt durch die Fed eine Zinssenkung um 50 Basispunkte? Oder mehr? Die Fed will nicht nur das verfügbare Kreditvolumen erhöhen, sondern zugleich auch dessen Kosten senken. Goldman Sachs rechnet z.B. aus, dass der Aufkauf von Anleihen im Volumen von 1'000 bis 1'600 Mrd. $ einer Fed Funds Rate Senkung um 100 Basispunkte entspricht. Es geht also um die Frage des Multiplikators. Am Ende kommt es also darauf an, wie schnell die Zentralbanken anfangen, die Liquidität abzuschöpfen. Die Rücknahme der Liquidität ist aber technisch nicht schwierig. Der Grossteil davon ist kurzfristig am Markt und hat eine beschränkte Laufzeit. Die Notenbanken können die Bilanzsumme wieder reduzieren, indem sie die Anleihen, die sie aufgekauft haben, verkaufen und/oder bis zum Ende der Fälligkeit halten.

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