Dienstag, 3. Februar 2009

Monetäre Basis: Deutet Expansion auf Hyperinflation hin?

Die Bilanzsumme der Fed hat vergangene Woche um 111 Mrd. $ auf 1’960 Mrd. $ abgenommen. Dennoch ist die Bilanz der Fed seit der Zuspitzung der Finanzkrise im September um ca. 150% angeschwollen. Die Fed kauft im offenen Markt im grossen Stil Anleihen auf, um die Krise am Kreditmarkt abzufedern. Da dadurch die Liquidität steigt, erhöht sich nach Lehrbuch das Inflationsrisiko. Erstmals seit 2007 wetten Investoren nun darauf, dass die Inflation sich beschleunigt. Das signalisieren zumindest die Anleihenmärkte seit einer Woche.


Change in Federal Debt, Graph: Fed St. Louis, National Economic Trends, Febr. 2009

Obwohl der Teuerungsdruck deutlich nachgelassen und die Fed am 27. Januar die Erwartung geäussert hat, dass die Inflation unter einem Niveau verbleiben wird, das für Wachstum und Preisstabilität förderlich wäre, hat sich der Spread zwischen den 2-jährigen und den 10-jährigen US-Staatsanleihen in den vergangenen zwei Wochen ausgeweitet. Und die Rendite der zehnjährigen Treasuries übersteigt den Konsumenten-Preisindex um 2,74%. Das entspricht laut Bloomberg dem höchsten Spread seit Dezember 2006. Auch die sog. Break-even-rate legte von 0,30% Ende Dezember auf 1,10% zu. Wer 30-jährige US-Treasuries gehalten hat, hat im Januar einen Verlust von 14,6% eingefahren. In einem Monat wohlgemerkt! Warum steigen die Renditen plötzlich? Die Inflationserwartungen befanden sich bis Mitte Januar im Rückzug. Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Der ausschlaggebende Grund dürfte aber darin liegen, dass die Investoren enttäuscht sind, weil die Fed auf ihrer Sitzung vom 27. Januar nicht definitiv mitgeteilt hat, wann sie damit beginne, langlaufende Anleihen zu kaufen. Daher nehmen viele Akteure Gewinne mit. Dennoch schlussfolgern manche Marktbeobachter aus dem aktuellen Marktumfeld, dass angesichts der dramatischen Expansion der monetären Basis in naher Zukunft Inflation, ja sogar Hyperinflation droht. Nach klassischer Definition entsteht Hyperinflation, wenn die Inflation pro Monat um 50% zulegt. Das ist in den 1920er Jahren in Deutschland, Österreich, Ungarn und Polen der Fall gewesen. Seit den 1950er Jahren kommt es zu Hyperinflation einer Analyse von Morgan Stanley zufolge v.a. in den Entwicklungsländern in einer Übergangsphase der Wirtschaft wie in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Peru und Ukraine. Die Studie beschreibt, dass das exzessive Wachstum des Geldangebots die Hauptursache der Hyperinflation ist, wenn die Notenbank von der Regierung angewiesen wird, Staatsausgaben durch Gelderzeugung zu finanzieren. Weitere Merkmale der Hyperinflation sind insbesondere ein Zustand der politischen Instabilität, widrige Wirtschaftsschocks, chronisch hohe Haushaltsdefizite und ein allgemeiner Vertrauensverlust an Geldwert. Da Zentralbanken sich heute der Preisstabilität und einem nachhaltigen Wachstum verschrieben haben, liegt es weit entfernt, anzunehmen, dass hohe Inflation und/oder Hyperinflation wieder zurückkehren würden.

Die Regierungen sind aber zur Zeit die einzigen Marktteilnehmer, die Geld ausgeben, um die Nachfrage zu stimulieren. Auf diese Weise werden jedoch zugleich die Staatshaushalte belastet. Werden die Defizite von den Notenbanken monetarisiert, besteht laut Nouriel Roubini auf lange Sicht Inflationsgefahr. Werden die Defizite über Schulden finanziert, dann steht die Insolvenz-Frage im Mittelpunkt. Eine expansive Fiskalpolitik ist also nicht von Risiken gefeit. Aber nichts zu unternehmen ist noch riskanter, hält Paul Krugman fest. Aufgrund der anhaltenden, schweren Rezession ist nämlich laut Krugman die Gefahr gross, dass die Deflation sich in die Wirtschaft einbettet. Die Regierungen sind gezwungen, zu agieren. In die gleiche Kerbe schlägt auch Bradford DeLong in seinem Blog. Droht die Wirtschaft in eine Depression zu rutschen, stehen vier wirtschaftspolitische Instrumente zur Verfügung, um die Beschäftigung auf ihr natürliches Niveau und die Produktion auf Potenzialhöhe zu bringen: Fiskalpolitik, Kreditpolitik, Geldpolitik und Inflation. Da davon nur zwei (Fiskal- und Kreditpolitik) übrig bleiben, ist es im heutigen Marktumfeld vernünftig, beide anzuwenden.

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