Freitag, 6. März 2009

Nullzinspolitik: Mengenmässige Lockerung

Die Bank of England (BoE) ist gestern auf eine Politik der sog. mengenmässigen Lockerung (quantitative easing) eingeschwenkt. Damit ist die BoE nach der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die zweite europäische Zentralbank, die praktisch eine Nullzinspolitik (ZIRP) verfolgt, um die schwere Rezession abzufedern.


Adjusted Monetary Base, Graph: US Financial Data, Fed. St. Louis

In den USA und Japan liegen die Leitzinsen bereits länger bei nahe Null Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich hingegen bis heute geweigert, einen Paradigmenwechsel zu vollziehen. Nach Worten von EZB-Chef Jean-Claude Trichet habe ein Nullzins „einige Nachteile“.

Derzeit steht die Weltwirtschaft im langen Schatten einer fatalen Kombination, die aus Rezession, Deflation und einer steigenden Anzahl von Insolvenzen besteht. Inflation erscheint in diesem Marktumfeld kein Risiko darzustellen. Wirtschaft droht in eine Depression zu rutschen. Der Grund, warum die Notenbanken zu einer Politik des „quantitative easing“ übergegangen sind, ist die steigende Gefahr dauerhaft sinkender Preise. Das heisst Deflation. Inflation wird mit steigenden Zinsen eingefangen. Herrscht aber akute Deflationsgefahr vor, müssen die Zentralbanken versuchen, die Zinsen am langen Ende zu senken, indem sie z.B. Anleihen am offenen Markt kaufen. Zur Finanzierung werden die Zentralbankreserven herangezogen. Geld wird geprintet. Ziel ist, mit der anschwellenden Geldmenge („monetäre Basis“) Banken zur Wiederaufnahme des Kreditgeschäfts zu animieren. Geldpolitik wird also nicht mehr über Zinssenkungen, sondern mengenmässig (d.h. quantitative) gelockert (d.h. easing).

Leitzinsen der wichtigsten Notenbanken:

USA: 0,25%
EU: 1,50%
BoE: 0,50%
CH: 0,50%
JAP: 0,10%

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