Die Europäische Zentralbank (EZB) trifft sich am Donnerstag, um über die Leitzinsen zu entscheiden. Wird die EZB die Zinsen senken? Manche Volkswirte rechnen fest damit. Manche Marktbeobachter gehen sogar davon aus, dass die Währungshüter des Euro-Raums darüber hinaus signalisieren dürften, demnächst mit den Aufkauf von Anleihen beginnen zu wollen. Ist es eine realistische Erwartung? EZB-Vize Präsident Lucas Papademos sagte vergangene Woche in Brüssel, dass eine „mengenmässige Lockerung“ der Geldpolitik eine Möglichkeit sei.
Euro-Zone Inflation, Graph: bloomberg.com
Wird sich aber die EZB der Strategie der britischen (quantitative easing) und der amerikanischen Notenbank (credit easing) oder der schweizerischen Nationalbank (SNB) annähern? Die Fed und die SNB kaufen im offenen Markt im grossen Stil Staats- und Unternehmensanleihen, um die Kreditwirtschaft anzukurbeln. Auch die BoE erhöht die Geldmenge, um sich gegen die Rezession zu stemmen.
Die EZB ist die letzte Bastion des Monetarismus, der inzwischen sang- und klanglos untergegangen ist. Noch im Sommer 2008 hat die EZB im Vorfeld der grössten Wirtschaftskrise seit Menschengedenken, die Zinsen erhöht, anstatt zu senken. Es gab davor nicht einmal Anzeichen einer Lohn-Preis-Spirale. In den vergangenen fünf Jahren sind die Arbeitskosten im Euro-Raum jährlich nicht mehr als um 2,5% gestiegen.
Fazit: Die EZB dürfte am 2. April ihren Leitzins auf 1,0% senken. Weitere unorthodoxe Massnahmen sind aber höchst umstritten. Denn die EZB ist nur auf die Fixierung der Inflationsrate eingerichtet und hat keinen Auftrag als „lender of last resort“. Eher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Banken sich bei der EZB in Zukunft längerfristig Gelder leihen können als bisher.
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