Die Theorie, die hinter Finanzinnovationen steckt, besagt, dass die neuen Finanzierungsinstrumente 1) die Geldbeschaffungskosten an den Kapitalmärkten senken, 2) zusätzliche Liquidität bereitstellen, und 3) Risiken breit verteilen. Es gibt in dieser Hinsicht grundsätzlich zwei Entwicklungstrend: 1) Verbriefung (securitization) und 2) Swaps.
Der Fall AIG belegt aber in aller Offenheit, dass die Kreditderivate (hier CDS) keineswegs zur Risikostreuung beigetragen haben. Ganz im Gegenteil. Brad Setser verweist in seinem Blog auf einen Beitrag in Financial Times aus London. Es geht dabei um die gewichtige Rolle der AIG im Markt für Credit Default Swap (CDS). Die AIG gehört zu den grössten Anbietern der Versicherungen für Kreditausfälle. Wegen der enormen Verpflichtungen in Sachen Kreditausfall-Derivaten geriet der Versicherungskonzern im September an den Rand des Zusammenbruchs.
Das Unternehmen hat CDS-Versicherungen im Volumen von 441 Mrd. Dollar ausgestellt. Wäre die AIG Konkurs gegangen, wären all diese CDS wertlos gewesen. Deshalb hat die US-Regierung rund 160 Mrd. $ in den Versicherungskonzern gepumpt. Die AIG gehört indes zu 80% dem amerikanischen Staat. Mehr als 90 Mrd. $ der staatlichen Hilfe hat die AIG bereits an diverse Banken fliessen lassen. Unter den Profiteuren befinden sich viele europäische Banken wie Deutsche Bank, Societe Generale, BNP Paribas, Barclays, Royal Bank of Scotland, UBS, Goldman Sachs und Bank of America.
Auf dem Papier haben also all diese Banken ihre Kreditrisiken auf Hypothekendarlehen ausgelagert und sich bei der AIG abgesichert, indem sie CDS gekauft haben. Die AIG hat also praktisch für die gesamte Wall Street (oder besser gesagt Schatten Banken System) CDS-Kontrakte ausgestellt. Ein Kontrakt nach dem anderen. Die Banken haben zwar sowohl den Kredit als auch das Kreditrisiko verkauft, aber sie haben sich alle bei der AIG mit identischen Produkten abgesichert. Das Risiko ist beim Versicherungskonzern konzentriert worden. Das bedeutet keine Risikostreuung, sondern Risikoakkumulation. Die AIG war also laut Setser „the insurer-of-last resort“ für die Finanzwelt.
Fazit: Ist der Finanzmarkt fähig für Innovationen? John Kenneth Galbraith glaubt nicht daran, dass der Finanzmarkt sich für Innovationen eigne. Es geht zumeist um einen neuen Wein in alten Schläuchen.
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