Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins heute um einen halben Prozentpunkt auf 1,50% gesenkt. Der für den Euro-Raum massgebende Satz liegt damit erstmals seit der Euro-Einführung unter der Marke von 2,0%. Vor der EZB hat die Bank of England (BoE) heute Mittag die Senkung ihres Zinssatzes um 0,5% auf das Rekordtief von 0,5% bekanntgegeben. Das ist das niedrigste Niveau seit der Gründung der BoE im Jahre 1694. Die BoE hat zugleich angekündigt, in den kommenden drei Monaten Wertpapiere und Staatsanleihen (Gilts) im Wert von 75 Mrd. Pfund (ca. 105 Mrd. $) am offenen Markt zu kaufen. Das gilt als Start eines unorthodoxen geldpolitischen Kurses, der als „quantitative easing“ (mengemässige Lockerung) bezeichnet wird. Finanziert wird diese Aktion über die Notenbankreserven.
ECB Main Refinancing Rate, Graph: bloomberg.com
Fazit: Die BoE hat weiter an der Zinsschraube gedreht und printet zugleich Geld, um die anhaltende Rezession abzumildern. Die EZB hat andererseits auf die Krise zu spät reagiert. Heute hat EZB-Chef Jean-Claude Trichet erstmals verlauten lassen, dass er eine weitere Lockerung nicht ausschliesst. Die Zinsen könnten weiter nach unten gehen, aber sie seien bereits auf einem „sehr, sehr niedrigen Niveau“. Trichet gestand ein, dass die EZB über unkonventionelle Massnahmen der Geldpolitik nachgedacht habe. Der historisch tiefe Zinssatz von heute unterstreicht auf alle Fälle die Dramatik der gegenwärtigen Wirtschaftskrise.
BoE Interest Rate, Graph: bloomberg.com
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