Der abrupte Renditeanstieg deutscher Bundesanleihen
verbreitet Angst und Schrecken.
Die deutschen Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit
haben Investoren gerade den grössten Kursverlust in einem Monat beschert. Es
wurde der grösste Renditeanstieg seit der Datenerhebung vor 20 Jahren verbucht.
Dennoch liegt die Rendite 80 Basispunkte niedriger als zu Beginn des Jahres.
Die deutsche Ertragskurve (yield curve), gemessen an 10y minus 2y, bewegt sich auf das
Dezember 2014 Niveau. Doch bleibt sie noch 60 Basispunkte unter dem
5-Jahresdurchschnitt, wie die Analysten von Morgan
Stanley in einer gestern vorgelegten Forschungsarbeit betonen.
German 30y Bund, Graph:
Morgan Stanley
In einem langfristigen Zusammenhang sehen die Anleihen
immer noch sehr teuer aus, während die Realrenditen (gemessen an 10y10y) tief
im negativen Bereich verweilen.
Das Bewertungsmodell (residual regression) legt nahe, dass die Rednite der 10-jährigen
Bunds (basierend auf die Rendite am kurzen Ende der Ertragskurve, Inflation und
dem realisierten Einkaufsmanagerindex), trotz der jüngsten Korrektur noch
ungewöhnlich niedrig ist. Das heisst, dass die German Bunds noch um mehr als 80
Basispunkte überteuert sind, auch wenn man den Rückgang der Inflation
berücksichtigt.
Das besagte Bewertungsmodell dient jedoch nicht als
kurzfristiges, taktisches Modell für Trader, weil die Bewertung von der Fair-Value-Schätzung für längere Zeit
erheblich abweichen kann.
German 10y
Regression Fair Value-Model, Graph:
Morgan Stanley
Die jüngste Entwicklung am Anleihemarkt deutet darauf
hin, dass das PSPP der EZB funktioniert. Die QE-Politik à la EZB ist also
wirksam, weil sie auf die Erwartungen über die künftige Notenbankgeldmenge
einwirkt. Die befürchtete Situation, wo die EZB keine Verkäufer finden könnte,
ist nicht eingetreten. Es gab kein mismatch zwischen Nachfrage und Angebot.
Das Anleihekaufprogramm der EZB soll die Erwartungen (NGDP) durch die Ausdehnung der Geldmenge ändern. Und das gelingt Mario Draghi, dem
EZB-Chef allem Anschein nach. Viel Lärm um nichts?
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