Die britische
Regierung geht davon aus, dass die Krise vorbei ist und animal spirits des privaten Sektors wieder wachwerden und die Zinsen
sich allmählich wieder normalisieren.
Die
politische Entschscheidungsfindung beruht auf Hoffnung. Eine wirklich
verantwortliche Regierung braucht einen Plan für den Fall, dass die Hoffnung
sich nicht erfüllt, schreiben Mark Blyth,
Eric Lonergan und Simon Wren-Lewis in einem lesenswerten
Artikel („Now the Bank of England needs
to deliver QE for people“) in The Guardian.
Wenn die
britische Notenbank (BoE: Bank of England)
die Führung übernehmen soll, auch als lender
of last resort, sollte sie zumindest über Werkzeuge verfügen, um die
Aufgabe zu bewältigen, unterstreichen die Autoren weiter.
Wenn die
Fiskalpolitik aus ideologischen Gründen nicht eingesetzt wird und die geldpolitischen
Mittel erschöpft sind, schlagen Blyth, Brown University, Wren-Lewis, Oxford University und
Lonergan, Fund Manager vor, dass die Regierung ein Gesetz erlässt, um die BoE
zu ermächtigen, Zahlungen direkt an den privaten Haushaltssektor zu
bewerkstelligen.
Die Rede ist
also von „QE für das Volk“. Damit wäre die BoE gut ausgerüstet, einen drastischen
Einbruch der Wirtschaft, verursacht durch interne und externe Faktoren, wie
z.B. durch einen deflationären Schock aus China oder US-Rezession oder einen
anhaltenden Abschwung in der Eurozone zu mildern.
Die empirische
Evidenz aus analogen Praktiken wie z.B. Steuervergünstigungen in den USA legen
nahe, dass Überweisungen an den Haushaltssektor eine weit grössere Auswirkung
auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage entfalten als ein Bruchteil der
Grössenordnung der QE-Politik.
Verbraucher
scheinen zwischen einem Drittel und der Hälfte des Bargeldregens schnell
auszugeben. Das heisst, dass man eine Transferzahlung in Höhe von 3% des BIP
benötigt, um einen Anstieg des privaten Konsums in Höhe von 1% des BIP zu
erreichen.
Zum Vergleich:
Die gegenwärtige QE-Politik Grossbritanniens entspricht rund 20% des britischen
BIP. Nach Schätzung von BoE würde das BIP dadurch um 3% erhöht. Doch die QE-Politik
entfaltet mit der Zeit weniger Wirkung. Geldtransfers an die Verbraucher würden
einen sehr viel effektiveren Stimulus für die Wirtschaft bringen als eine
Fortsetzung der QE-Politik mit einem geringeren Tempo.
In
Übereinstimmung mit der operativen Unabhängigkeit der Bank of England sollten
die Höhe der Zahlungen und die zeitliche Planung ausschliesslich unter die
Kontrolle der britischen Notenbank gebracht werden, dem Inflationsziel
unterliegend.
Manche mögen
einwenden, dass es sich dabei um eine Fiskalpolitik handelt und daher nicht auf
die Zuständigkeit der Geldpolitik entfalle. Das ist aber irreführend. Wenn die
Unterscheidung zwischen Geld- und Fiskalpolitik davon abhinge, dass die
letztere Umverteilung bedeute, dann ist festzuhalten, dass die BoE bereits
fiskalpolitisch tätig ist, dadurch dass sie die Zinsen ändert und zwischen
Banken, Sparer und Kreditnehmer umverteilt.
Wenn aber
die Unterscheidung auf dem Aspekt Risiko beruht, dann ist zu entgegnen, dass
die BoE durch die Ausweitung ihrer Bilanzsumme (via QE-Politik) die Linie
bereits überschritten hat, halten die Autoren fest.
Fazit: Die
grundlegende Schwäche des Werkzeugkastens der BoE während der Finanzkrise offenbart
laut Blyth, Wren-Lewis und Lonergan, dass die geldpolitischen Behörden mehr
unternehmen sollten, nicht weniger. Und um etwas mehr unternehmen zu können,
braucht die BoE ein neues Instrument: Helicopter Money.
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