Sonntag, 24. Mai 2015

QE fürs Volk

Die britische Regierung geht davon aus, dass die Krise vorbei ist und animal spirits des privaten Sektors wieder wachwerden und die Zinsen sich allmählich wieder normalisieren.

Die politische Entschscheidungsfindung beruht auf Hoffnung. Eine wirklich verantwortliche Regierung braucht einen Plan für den Fall, dass die Hoffnung sich nicht erfüllt, schreiben Mark Blyth, Eric Lonergan und Simon Wren-Lewis in einem lesenswerten Artikel („Now the Bank of England needs to deliver QE for people“) in The Guardian.

Wenn die britische Notenbank (BoE: Bank of England) die Führung übernehmen soll, auch als lender of last resort, sollte sie zumindest über Werkzeuge verfügen, um die Aufgabe zu bewältigen, unterstreichen die Autoren weiter.

Wenn die Fiskalpolitik aus ideologischen Gründen nicht eingesetzt wird und die geldpolitischen Mittel erschöpft sind, schlagen Blyth, Brown University, Wren-Lewis, Oxford University und Lonergan, Fund Manager vor, dass die Regierung ein Gesetz erlässt, um die BoE zu ermächtigen, Zahlungen direkt an den privaten Haushaltssektor zu bewerkstelligen.

Die Rede ist also von „QE für das Volk“. Damit wäre die BoE gut ausgerüstet, einen drastischen Einbruch der Wirtschaft, verursacht durch interne und externe Faktoren, wie z.B. durch einen deflationären Schock aus China oder US-Rezession oder einen anhaltenden Abschwung in der Eurozone zu mildern.

Die empirische Evidenz aus analogen Praktiken wie z.B. Steuervergünstigungen in den USA legen nahe, dass Überweisungen an den Haushaltssektor eine weit grössere Auswirkung auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage entfalten als ein Bruchteil der Grössenordnung der QE-Politik.

Verbraucher scheinen zwischen einem Drittel und der Hälfte des Bargeldregens schnell auszugeben. Das heisst, dass man eine Transferzahlung in Höhe von 3% des BIP benötigt, um einen Anstieg des privaten Konsums in Höhe von 1% des BIP zu erreichen.

Zum Vergleich: Die gegenwärtige QE-Politik Grossbritanniens entspricht rund 20% des britischen BIP. Nach Schätzung von BoE würde das BIP dadurch um 3% erhöht. Doch die QE-Politik entfaltet mit der Zeit weniger Wirkung. Geldtransfers an die Verbraucher würden einen sehr viel effektiveren Stimulus für die Wirtschaft bringen als eine Fortsetzung der QE-Politik mit einem geringeren Tempo.

In Übereinstimmung mit der operativen Unabhängigkeit der Bank of England sollten die Höhe der Zahlungen und die zeitliche Planung ausschliesslich unter die Kontrolle der britischen Notenbank gebracht werden, dem Inflationsziel unterliegend.

Manche mögen einwenden, dass es sich dabei um eine Fiskalpolitik handelt und daher nicht auf die Zuständigkeit der Geldpolitik entfalle. Das ist aber irreführend. Wenn die Unterscheidung zwischen Geld- und Fiskalpolitik davon abhinge, dass die letztere Umverteilung bedeute, dann ist festzuhalten, dass die BoE bereits fiskalpolitisch tätig ist, dadurch dass sie die Zinsen ändert und zwischen Banken, Sparer und Kreditnehmer umverteilt.

Wenn aber die Unterscheidung auf dem Aspekt Risiko beruht, dann ist zu entgegnen, dass die BoE durch die Ausweitung ihrer Bilanzsumme (via QE-Politik) die Linie bereits überschritten hat, halten die Autoren fest.

Fazit: Die grundlegende Schwäche des Werkzeugkastens der BoE während der Finanzkrise offenbart laut Blyth, Wren-Lewis und Lonergan, dass die geldpolitischen Behörden mehr unternehmen sollten, nicht weniger. Und um etwas mehr unternehmen zu können, braucht die BoE ein neues Instrument: Helicopter Money.


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