Paul Romers Aufstand in Form einer tiefsinnigen Forschungsarbeit
gegen die "mathiness“ (die oft verwirrende und zum
falschen Zweck dienende Verwendung von Mathematik in ökonomischen Analysen) in
der Volkswirtschaftslehre hat in den vergangenen Tagen ein Spektakel ausgelöst.
Der an der NYU lehrende Wirtschaftsprofessor ist ein
Experte des wirtschaftlichen Wachstums. In seinem Artikel kreidet er v.a. die
subtile Vermischung von Politik und wissenschaftlichen Erkenntnissen in
ökonomischen Analysen an.
In diesem Zusammenhang
kritisiert Peter Dorman die
Angewohnheit der Ökonomen, eine Theorie für erfolgreich zu erklären, nur weil
sie mit der Evidenz im Einklang steht.
Dormans
Argument verdient Hervorhebung, bemerkt Chris Dillow in seinem Blog. Das ist nämlich ein Aspekt, den die Verteidiger der Ungleichheit
übersehen. Natürlich kann man Theorien so zurechtbiegen, dass sie mit der
wachsenden Ungleichheit „im Einklang stehen“, stammend aus vertretbaren
Unterschieden in Auswahlmöglichkeiten und marginalen Produkten.
Solche
Theorien werfen dennoch die Frage auf: Ist das, wie Ungleichheit wirklich
entstanden ist? Und die Antwort ist, um es milde auszudrücken, nur teilsweise.
Die Ungleichheit entstand auch aus Glück, ineffizienten Entscheidungen,
manipulierten Märkten, rent-seeking und glattem Diebstahl.
Oft stehen
die Fakten im Einklang mit jeder Theorie. Zum Beispiel ist die gut-bescheinigte
Momentum-Anomalie, d.h. die Tendenz, dass Vermögenswerte, die kürzlich im Preis
gestiegen sind, weiterhin steigen, sowohl mit einer kognitiven Verzerrung (under-reaction) als auch mit dem
rationalem Verhalten, d.h. der Wunsch der Fondsmanager, Benchmark-Risiken zu
vermeiden.
Dorman
bemerkt, dass sein Argument bekannt sein sollte. Die Duhem-Quine-These warnt
uns, dass Tatsachen die Theorie unterdeterminieren (unterdetermination): sie sind „im Einklang mit“ mehreren Theorien.
Wie können
wir uns also vor dem „im Einklang mit“-Fehler hüten? Eine Sache ist, dass wir
Geschichte brauchen, die uns hilft, wie die Dinge wirklich passiert sind. Und
auch wenn es einigen Ökonomen schrecklich erscheinen mag, brauchen wir auch
Soziologie:
Wir müssen wissen, wie die Menschen sich tatsächlich verhalten und
nicht nur, dass ihr Verhalten mit einigen Theorien „im Einklang stehen“.
Volkswirtschaftslehre kann somit nicht mehr eine alleinstehende Disziplin sein,
sondern ein Teil der Sozial- und Geisteswissenschaften.
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