Freitag, 8. Mai 2015

Volatilität am Anleihemarkt und Laufzeitprämie

Die Zinsmärkte sind weltweit in Bewegung. Anzeichen mehren sich für eine kurzfristige Konsolidierung. Die Volatilität nimmt zu. Die entscheidenden Parameter sind: Ertragskurve für Realzinsen, Breakeven-Sätze, Inflationserwartungen und Laufzeitprämie.

Die deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit haben derzeit mit einer Rendite von 0,59% eine Laufzeitprämie von minus 80 Basispunkten (-0,80%). Die US-Treasury Bonds haben mit einer aktuellen Rendite von 2,18% eine Laufzeitprämie von 45 Basispunkten (+0,45%) inne, wie Analysten von Morgan Stanley schätzen.

Beide Werte sind im historischen Vergleich relativ niedrig. Angesichts der derzeit wachsenden Schwankungsanfälligkeit im Markt für Staatsanleihen ist daher mit einem Anstieg der Term Premiums zu rechnen.


Laufzeitprämien im Vergleich: USD (plus) versus EUR (minus), Graph: Matthew Hornbach, Morgan Stanley

Investoren nahmen tiefe Renditen trotz der stolzen Bewertungen und der niedrigen Laufzeitprämien in Kauf, aus verschiedenen Gründen. Der eine Grund war z.B. der starke Rückgang der Ölpreise. Aufgrund des anhaltenden Disinflation-Trends wurde  kaum Inflationsrisikoprämien gefordert, sodass im Verlauf der Zeit rasch negative Werte entstanden sind.



Die Schwankungen der Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit in den vergangenen zwei Tagen, Graph: FT in: „Investors stung by eurozone bond volatility“, May 7, 2015

Wenn Investoren weniger Entschädigung für das Duration-Risiko verlangen, fallen die Laufzeitprämien, zumal ihnen die EZB mit ihrem Anleihekaufprogramm (genannt PSPP) das Risiko im Wesentlichen abnimmt.

Das Duration-Risiko drückt sich in Form von Laufzeitprämien aus. Wenn Investoren weniger davon fordern, nehmen die Laufzeitprämien ab. Da eine hohe Anzahl von Anleihen am kurzen Ende der Ertragskurve bereits unter dem Wert von minus 0,20% notierten, entstanden extrem negative Prämien.


Die Rendite der German Bunds mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: FT

Die EZB hat aber von Anfang an klar gestellt, dass sie Anleihen mit einer Rendite von weniger als -0,20% nicht kaufen will. Da jetzt immer mehr Anleihen mit einer Rendite von mehr als minus 0,20% gehandelt werden, sollten die Laufzeitprämien höher liegen. Aber wie viel höher?

Angesichts der Tatsache, dass die EZB das Anleihekaufprogramm bis September 2016 fortsetzen will, ist nicht damit zu rechnen, dass die Laufzeitprämien plötzlich über die Null-Marke hinauf steigen, zumindest nicht ohne grundlegenden Katalysator, denkt Matthew Hornbach von Morgan Stanley in einer aktuellen Analyse.

Denn selbst während der Zeit des sog. „taper tantrum“ im Jahr 2013 stieg die Laufzeitprämie der US-Staatsanleihen um 75 Basispunkte auf ein Niveau, welches noch 50 Basispunkte unter dem Wert vor dem Operation Twist genannten QE-Programm lag.


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