Dienstag, 26. Mai 2015

Konjunkturprogramm, mit Anleihen oder mit Geld finanziert?

Wenn in den nächsten ein bis zwei Jahren etwas Ernstes schief geht, oder eine andere Finanzkrise ausbricht, ist die Geldpolitik nicht ausreichend ausgestattet, schreibt Simon Wren-Lewis in seinem Blog.

Natürlich ist es eine gute Idee, in einer Rezession, wenn die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero lower bound), über ein Konjunkturprogramm (fiscal stimulus) zu verfügen.

Doch ist Helicopter Money (Geldabwurf aus dem Helicopter), welches im Wesentlichen wie eine Steuersenkung wirkt, nicht seine ideale Form von Fiscal Stimulus, bemerkt der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor weiter, weil damit eine gewisse Unsicherheit einhergehe, wie viel davon von Konsumenten ausgegeben werde.

Wren-Lewis würde daher zusätzliche öffentliche Investitionen bevorziehen, wofür es sowohl mikroökonomische als auch makroökonomische starke Argumente gibt. Die Regierungen sollten deshalb weiter aufgefordert werdenn, dies zu erkennen. Aber wir müssen auch die peinliche Tatsache einsehen, dass die Politiker daran nicht interessiert sind.

Aus Sicht der Politik geniesst die Notwendigkeit, Haushaltsdefizite abzubauen, die erste Priorität. Der jüngste Wahlsieg der Konservativen in Grossbritannien hinterlässt sogar den Eindruck, wie wenn  die Besessenheit von Haushaltsdefizit in der Politik eine wirtschaftliche Strategie wäre, die von Erfolg gekrönt ist.

Der Geldabwurf aus dem Hubschrauber ist ja in erster Linie eine Form von Fiscal Stimulus. Und weil das Argument zugunsten von Fiscal Stimulus in einer Liquiditätsfalle weitgehend von den meisten akademischen Makroökonomen akzeptiert wird, ist die Debatte über Helicopter Money im Wesentlichen ein Problem der politischen Ökonomie.

Anhaltende Nachfrageschwäche ist sicherlich vermeidbar und bedeutet eine enorme wirtschaftliche Kosten für die Gesellschaft, wie Wren-Lewis weiter hervorhebt.

Da sich durch die Verbreitung von Schauergeschichten über die Staatsverschuldung Stimmen in den Wahlen gewinnen lässt, sind Politiker nicht gewillt, ein von Ökonomen empfohlenes „mit Anleihen finanziertes Konjunkturpaket“ zur Ankurbelung der Wirtschaft zu akzeptieren. Daraus folgt, dass nur ein „mit Geld finanziertes Konjunkturpaket“ übrigbleibt, welches wiederum eine Form von Helicopter Money ist.

Deshalb schlägt Wren-Lewis vor, die Zentralbanken zu bemächtigen, Helicopter Money zu unternehmen. Das heisst: QE fürs Volk. Obendrauf wird die makroökonomische Stabilisierung auf diese Weise vollkommen von der Politik an die Zentralbank delegiert.


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