„Worte sollten ein wenig ungestüm sein, denn
sie sind der Angriff der Gedanken auf die Gedankenlose“. Das ist eines der
allzu gern vorgetragenen Keynes-Zitate
von Paul Krugman.
Er versuche,
es im eigenen Schreiben anzuwenden. Aber er müsse zugeben, dass das
Gedankenlose in dem lang anhaltenden Abschwung (wir hatten sowohl die Werkzeuge
als auch das Wissen, um ihn schnell zu beenden) nach der Finanzkrise von 2008
recht erfolgreich gewesen sei, unwillkommene Gedanken abzuwehren.
Und nirgends
war der Triumph der Dummheit vollständiger als in der „Heimat“ von Keynes, wo gerade die Wahl zum
Unterhaus stattgefunden hat, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises weiter
dar.
Grossbritanniens
Wahl sollte ein Referendum über die verfehlte Wirtschaftslehre sein, aber es
ist nicht, weil niemand mit Einfluss die transparent falschen Behauptungen und
schlechte Ideen herausfordert, beschreibt der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY)
forschende Wirtschaftsprofessor in seiner lesenswerten Kolumne („Triumph of the Unthinking“) am Freitag
in NYTimes.
Doch bevor
Krugman „Briten-Bashing“ betreibt, bemerkt er, dass die Amerikaner es auch
nicht besser gehabt haben.
Austerität
in Grossbritannien, Graph: Paul
Krugman in The Guardian
Es stimmt,
dass Obama in der Praxis ein Konjunkturprogramm (stimulus) durchgesetzt hat, welches dazu beigetragen
hat, die Tiefe und die Dauer der Krise zu verringern. Es war aber zu klein und
von kurzer Dauer. Und als die Republikaner begannen, Unsinn zu reden, dass auch
die Regierung wie die privaten Haushalte die Gürtel enger schnallen soll, was
eigentlich ein Rezept für eine vollständige Depression ist, hat
Obama-Administration diese Position nicht in Frage gestellt. Stattdessen wurde
der Unsinn zu einer Standardzeile in seinen Reden, obwohl seine Ökonomen es
besser wussten, unternahmen sie nichts dagegen.
Wie Obama
und seine Begleitung hat auch die Labour in Grossbritannien nicht versucht, es zurückzudrängen,
wahrscheinlich, weil sie dachten, dass es ein politischer Streit ist, den sie
nicht gewinnen könnten. Aber wieso?
Wren-Lewis
meint, dass es (1) mit der Kraft der irreführenden Analogien zwischen dem Staat
und einem privaten Haushalt zu tun hat und (2) mit dem schlechten Einfluss der
Ökonomen, die für die Finanzindustrie arbeiten und die wie in Amerika ständig
Schauergeschichten über Defizite verbreiten und dafür, dass sie konsequent
falsch liegen, keinen Preis zahlen.
Austerität
in Grossbritannien, Graph: Paul Krugman in NYTimes
Wenn die
amerikanische Erfahrung ein Wegweiser wäre, dann, so argumentiert Krugman, leidet
auch Grossbritannien unter dem Wunsch der Personen der Öffentlichkeit, die
ernsthaft klingen: eine Pose, die sie mit kompromisslosen Reden über die
Notwendigkeit von schweren Entscheidungen verbinden, natürlich auf Kosten von
anderen Menschen.
Dennoch ist
es ziemlich erstaunlich. Tatsache ist, dass Grossbritannien und Amerika es
nicht nötig hätten, schwere Entscheidungen in der Zeit nach der Krise zu
treffen. Alles, was sie gebraucht hätten, war, fest nachzudenken.
Aber fest
nachzudenken, wurde vom britischen öffentlichen Diskurs praktisch
ausgeschlossen. Als Ergebnis müssen wir nun hoffen, dass er, wer auch immer die
britische Wirtschaft führt, nicht so dumm ist, wie er vorgibt, zu sein,
argumentiert Krugman als Fazit.
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