Montag, 11. Mai 2015

Ökonomen der Finanzindustrie und ihr schlechter Einfluss

„Worte sollten ein wenig ungestüm sein, denn sie sind der Angriff der Gedanken auf die Gedankenlose“. Das ist eines der allzu gern vorgetragenen Keynes-Zitate von Paul Krugman.

Er versuche, es im eigenen Schreiben anzuwenden. Aber er müsse zugeben, dass das Gedankenlose in dem lang anhaltenden Abschwung (wir hatten sowohl die Werkzeuge als auch das Wissen, um ihn schnell zu beenden) nach der Finanzkrise von 2008 recht erfolgreich gewesen sei, unwillkommene Gedanken abzuwehren.

Und nirgends war der Triumph der Dummheit vollständiger als in der „Heimat“ von Keynes, wo gerade die Wahl zum Unterhaus stattgefunden hat, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises weiter dar.

Grossbritanniens Wahl sollte ein Referendum über die verfehlte Wirtschaftslehre sein, aber es ist nicht, weil niemand mit Einfluss die transparent falschen Behauptungen und schlechte Ideen herausfordert, beschreibt der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor in seiner lesenswerten Kolumne („Triumph of the Unthinking“) am Freitag in NYTimes.

Doch bevor Krugman „Briten-Bashing“ betreibt, bemerkt er, dass die Amerikaner es auch nicht besser gehabt haben.


Austerität in Grossbritannien, Graph: Paul Krugman in The Guardian

Es stimmt, dass Obama in der Praxis ein Konjunkturprogramm (stimulus) durchgesetzt hat, welches dazu beigetragen hat, die Tiefe und die Dauer der Krise zu verringern. Es war aber zu klein und von kurzer Dauer. Und als die Republikaner begannen, Unsinn zu reden, dass auch die Regierung wie die privaten Haushalte die Gürtel enger schnallen soll, was eigentlich ein Rezept für eine vollständige Depression ist, hat Obama-Administration diese Position nicht in Frage gestellt. Stattdessen wurde der Unsinn zu einer Standardzeile in seinen Reden, obwohl seine Ökonomen es besser wussten, unternahmen sie nichts dagegen.

Wie Obama und seine Begleitung hat auch die Labour in Grossbritannien nicht versucht, es zurückzudrängen, wahrscheinlich, weil sie dachten, dass es ein politischer Streit ist, den sie nicht gewinnen könnten. Aber wieso?

Wren-Lewis meint, dass es (1) mit der Kraft der irreführenden Analogien zwischen dem Staat und einem privaten Haushalt zu tun hat und (2) mit dem schlechten Einfluss der Ökonomen, die für die Finanzindustrie arbeiten und die wie in Amerika ständig Schauergeschichten über Defizite verbreiten und dafür, dass sie konsequent falsch liegen, keinen Preis zahlen.


Austerität in Grossbritannien, Graph: Paul Krugman in NYTimes

Wenn die amerikanische Erfahrung ein Wegweiser wäre, dann, so argumentiert Krugman, leidet auch Grossbritannien unter dem Wunsch der Personen der Öffentlichkeit, die ernsthaft klingen: eine Pose, die sie mit kompromisslosen Reden über die Notwendigkeit von schweren Entscheidungen verbinden, natürlich auf Kosten von anderen Menschen.

Dennoch ist es ziemlich erstaunlich. Tatsache ist, dass Grossbritannien und Amerika es nicht nötig hätten, schwere Entscheidungen in der Zeit nach der Krise zu treffen. Alles, was sie gebraucht hätten, war, fest nachzudenken.

Aber fest nachzudenken, wurde vom britischen öffentlichen Diskurs praktisch ausgeschlossen. Als Ergebnis müssen wir nun hoffen, dass er, wer auch immer die britische Wirtschaft führt, nicht so dumm ist, wie er vorgibt, zu sein, argumentiert Krugman als Fazit.

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