Die Unruhen
in Baltimore, destruktiv, wie sie sind, lenken mindestens die Aufmerksamkeit
auf die groteske Ungleichheit, die das Leben zu vieler Amerikaner zerstört,
schreibt Paul Krugman in seiner
lesenswerten Kolumne („Race, Class and Neglect“) am Montag in NYTimes.
Doch Krugman
macht sich Sorgen, dass man, wenn man die Rasse und den Rassismus in den
Mittelpunkt stellt, den falschen Eindruck vermitteln kann, als ob die lähmende
Armut und die Ausgrenzung aus der Gesellschaft eine eindeutige Erfahrung der
Schwarzen wäre.
In der Tat
geht es bei vielen aber bei weitem nicht allen von den Schrecken, die man in
Baltimore und in vielen anderen Orten beobachtet werden, um die Klassen und um
die verheerenden Auswirkungen extremer und wachsender Ungleichheit.
Beachten Sie
z.B. die Fragen der Gesundheit und Mortalität, so Krugman weiter: Viele Leute
haben darauf hingewiesen, dass es in Baltimore schwarze Nachbarschaften gibt,
wo die Lebenserwartung im Vergleich mit den verarmten Ländern der Dritten Welt
unvorteilhaft ist. Was aber auf nationaler Ebene wirklich auffällig ist, ist
die Art der Klassen-Unterschiede in Bezug auf die Sterberaten, die auch unter
den Weissen in die Höhe schnellt.
Die
Lebenserwartung sinkt v.a. unter den weniger gebildeten Weissen so, dass es an
die Zeit des Zusammenbruchs der Lebenserwartung im postkommunistischen Russland
erinnert. Und ja, diese zusätzlichen Todesfälle sind die Folge der Ungleichheit
und der mangelhaften Chancengleichheit.
Es ist
entmutigend, zu sehen, wie manche Kommentatoren noch immer schreiben, als ob
Armut nur eine Frage der Werthaltung wäre und als ob die Armen nur
geheimnisvoll schlechte Entscheidungen treffen würden. Sonst wäre alles gut,
wenn sie bürgerliche Werte annehmen würden, erklärt der am Graduierten Zentrum
der City University of New York
(CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor.
Der grosse
Soziologe William Julius Wilson hat vor
langer Zeit unterstrichen, dass die weit verschrienen sozialen Veränderungen
unter den Schwarzen, wie der Niedergang der traditionellen Familien,
tatsächlich durch das Verschwinden der gut bezahltende Arbeitsplätze in
Innenstädten verursacht wurden. Sein Argument enthielt eine implizite
Vorhersage: wenn andere Rassen mit einem ähnlichen Verlust an Job-Gelegenheiten
konfrontiert wären, würde ihr Verhalten sich auch in ähnlicher Weise ändern.
Nachgewiesenermassen
folgen schwachen Löhnen (tatsächlich real sinkenden Löhnen) und der
Instabilität in Sachen Arbeitsplatz starke Rückgänge in der Ehe und steigende
Geburten ausserhalb der Ehe und mehr.
Der Punkt
ist, dass es keine Entschuldigung für Fatalismus gibt wie wir die Übel Armut in
Amerika betrachten, beschreibt der im der CUNY angegliederten Luxembourg Income Study Center forschende
Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften.
Schulterzucken,
wie man sonst alles Werten zuschreibt, ist ein Akt der üblen Vernachlässigung.
Die Armen brauchen keine Vorlesungen über Moral; sie brauchen mehr Ressourcen,
die wir uns, so Krugman, leisten können und bessere wirtschaftliche Chancen,
die auch von der Schulung bis zur Subventionierung von höheren Mindestlöhnen
bereitgestellt werden können. Baltimore und Amerika brauchen nicht so ungerecht
so sein wie sie sind, hält Krugman als Fazit fest.
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