Dienstag, 30. Dezember 2014

Was negative Produktionslücke in der Eurozone konkret bedeutet

Die Produktionslücke (output gap) reflektiert die prozentuale Abweichung des aktuellen BIP-Niveaus vom Produktionspotenzials.

Die Produktionslücke zeigt m.a.W., wie gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft ausgelastet sind. Das gesamtwirtschaftliche Produktionspotenzial kann nicht direkt beobachtet werden. Es muss geschätzt werden.

Simon Wren-Lewis liefert in seinem Blog gestützt auf die Daten von OECD die folgende bemerkenswerte Abbildung über die in der Eurozone vorherrschende negative Produktionslücke.

Die Niederlande: -3%, Frankreich: -2% und Deutschland: -1%.

Die Schätzung ist eine ungenaue Wissenschaft, aber der Punkt ist, dass eine Produktionslücke in dieser Grössenordnung mit der gegenwärtigen Inflationsrate (0,3%), die deutlich unter dem Zielwert (2%) der EZB verläuft, im Einklang steht.

Das heisst, dass die Produktion in der Eurozone mindestens um 1% höher liegen könnte, ohne negative Auswirkungen auszulösen. Im Grunde genommen wird in der Eurozone so viel Wert verschwendet.



Negative Produktionslücke (output gap) in der Eurozone, Graph: Prof. Simon Wren-Lewis


Eine negative Produktionslücke resultiert manchmal aus Schocks, die von politischen Entscheidungsträgern nicht erwartet wurden. Manchmal werden sie von politischen Entscheidungsträgern ausgelöst, um die Inflation zu senken. 

Die gegenwärtige negative Produktionslücke in der Eurozone ist aber auf keine dieser genannten Auslöser zurückzuführen. Heute trägt allein die Politik die Verantwortung dafür. Das ist der Grund, warum Prof. Wren-Lewis das Ganze als Skandal bezeichnet.

Es sind die wahnsinnigen Vorschriften für die Haushaltskonsolidierung in der Eurozone, so der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor weiter. 

M.a.W. ist die Austeritätspolitik für die Verschwendung von Ressourcen auf einem riesigen Massstab verantwortlich. Man denke z.B. an die anhaltende hohe Arbeitslosigkeit. Und an der Quelle des Problems liegt die institutionelle Trennung der Geld- und Fiskalpolitik in Europa.



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