Montag, 15. Dezember 2014

Ölmarkt-Analyse: Was bedeuten die anhaltend rückläufigen Erdölpreise?

Was geschieht mit dem Ölpreis? Zunächst ist es wichtig, festzuhalten, dass es an Absurdität grenzt, den Verfall des Ölpreises als ein gigantisches Konjunkturprogramm zu bezeichnen. Das ist die ganze Ratlosigkeit der herrschenden Lehre, wie Heiner Flassbeck in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog unterstreicht.

Wenn der Ölpreis fällt, gibt es Gewinner und Verlierer: Die Produzenten von Öl sind Verlierer, weil der Rückgang des Ölpreises fallenden Erträge aus dem Ölverkauf bedeutet. Die Verbraucher von Öl sind Gewinner, weil der Verfall des Ölpreises die Kaufkraft erhöht. Das heisst, dass die Konsumenten mit dem verfügbaren Einkommen mehr von anderen Gütern kaufen können.

Wie sieht es mit Nachfrage und Angebot aus?

Nachfrage: Der Ölverbrauch liegt 2014 (bis Oktober) um 2,9% höher als der vergangene Vierjahresdurchschnitt und 4,5% über dem Niveau von 2007.

Die jüngste Schwäche scheint mit der starken saisonalen Entwicklung des Verbrauchs im Einklang zu stehen, weniger mit einem Symptom der längerfristigen Schwäche in Bezug auf die Wachstumsaussichten.

Angebot: Während die Nachfrage gefallen ist, was in erster Linie mit saisonalen Mustern zu tun hat, ist das Angebot reichlich vorhanden, v.a. dank US-Förderung an Schieferöl (fracking). So eine lang anhaltende Story vermag aber einen starken Ölpreis-Sturz in diesem Ausmass, wie es v.a. in den letzten drei Monaten geschehen ist, kaum zu erklären.





Erdöl Nachfrage; 2,9% höher als der vorhergehende Vierjahresdurchschnitt, Graph: Morgan Stanley

Es werden daher u.a. auch provokative Theorien aufgewirbelt, dass der Westen z.B. auf Russland (und Iran) Druck ausüben wolle und die OPEC auf der Seite des Westens stehe.

Nochmals zur Erinnerung: Der Ölpreis (gemessen an Brent Crude Sorte) ist seit Jahresbeginn um 40% abgestürzt.



Erdöl Angebot; getrieben v.a. durch die USA (v.a via Schieferöl Produktion), Graph: Morgan Stanley

Der Preis der Sorte WTI belief sich Anfang Juli auf 105 US-Dollar pro Barrel. Vergangene Woche wurde das leichte, süssliche Rohöl zu 58 US-Dollar gehandelt.

Bemerkenswert ist, dass auch die Preise der anderen Rohstoffe gleichzeitig gefallen sind. Der Kupfer-Preis ist beispielsweise in den vergangenen 6 Monaten um 10% gesunken. Und die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist im selben Zeitraum um 50 Basispunkte gefallen.


Balance zwischen Nachfrage und Angebot; Nachfrage-Angebot-Lücke (peak demand-supply gap) macht schätzungsweise 1,6% der weltweiten Produktion und 4,2% der OPEC-Produktion aus, Graph: Morgan Stanley

Um die Lücke zu schliessen, müsste das Angebot zurückgefahren werden.

Vor diesem Hintergrund untersucht James Hamilton in seinem Blog den möglichen Zusammenhang von Daten anhand einer Regressionsanalyse.

Das Ergebnis: Rund 19% des beobachteten Ölpreisverfalls um ca. 45% dürfte auf neue Indikationen der Schwäche der Weltwirtschaft hindeuten, so Hamilton.

Was ist aber mit dem Rest? Was der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor nicht sagt, ist, dass der Rest des Preisverfalls wahrscheinlich auf Aktivitäten der Spekulanten, die mit Rohstoffen handeln, zurückzuführen ist.


Erdöl Preis-Entwicklung (Schätzung), Graph: Morgan Stanley


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