Was geschieht mit dem Ölpreis?
Zunächst ist es wichtig, festzuhalten, dass es an Absurdität grenzt, den
Verfall des Ölpreises als ein gigantisches Konjunkturprogramm zu bezeichnen.
Das ist die ganze Ratlosigkeit der herrschenden Lehre, wie Heiner Flassbeck in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog unterstreicht.
Wenn der Ölpreis fällt, gibt es
Gewinner und Verlierer: Die Produzenten von Öl sind Verlierer, weil der
Rückgang des Ölpreises fallenden Erträge aus dem Ölverkauf bedeutet. Die
Verbraucher von Öl sind Gewinner, weil der Verfall des Ölpreises die Kaufkraft
erhöht. Das heisst, dass die Konsumenten mit dem verfügbaren Einkommen mehr von
anderen Gütern kaufen können.
Wie sieht es mit Nachfrage und
Angebot aus?
Nachfrage: Der Ölverbrauch
liegt 2014 (bis Oktober) um 2,9% höher als der vergangene
Vierjahresdurchschnitt und 4,5% über dem Niveau von 2007.
Die jüngste Schwäche scheint mit
der starken saisonalen Entwicklung des Verbrauchs im Einklang zu stehen,
weniger mit einem Symptom der längerfristigen Schwäche in Bezug auf die
Wachstumsaussichten.
Angebot: Während die
Nachfrage gefallen ist, was in erster Linie mit saisonalen Mustern zu tun hat,
ist das Angebot reichlich vorhanden, v.a. dank US-Förderung an Schieferöl (fracking). So eine lang anhaltende Story
vermag aber einen starken Ölpreis-Sturz in diesem Ausmass, wie es v.a. in den
letzten drei Monaten geschehen ist, kaum zu erklären.
Erdöl Nachfrage; 2,9% höher als
der vorhergehende Vierjahresdurchschnitt, Graph:
Morgan Stanley
Es werden daher u.a. auch provokative
Theorien aufgewirbelt, dass der Westen z.B. auf Russland (und Iran) Druck
ausüben wolle und die OPEC auf der Seite des Westens stehe.
Nochmals zur Erinnerung: Der Ölpreis
(gemessen an Brent Crude Sorte) ist seit Jahresbeginn um 40% abgestürzt.
Erdöl Angebot; getrieben v.a.
durch die USA (v.a via Schieferöl Produktion), Graph: Morgan Stanley
Der Preis der Sorte WTI belief sich Anfang Juli auf 105 US-Dollar pro Barrel. Vergangene Woche
wurde das leichte, süssliche Rohöl zu 58 US-Dollar gehandelt.
Bemerkenswert ist, dass auch die
Preise der anderen Rohstoffe gleichzeitig gefallen sind. Der Kupfer-Preis ist
beispielsweise in den vergangenen 6 Monaten um 10% gesunken. Und die Rendite
der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist im selben Zeitraum um 50
Basispunkte gefallen.
Balance zwischen Nachfrage und
Angebot; Nachfrage-Angebot-Lücke (peak demand-supply
gap) macht schätzungsweise 1,6% der weltweiten Produktion und 4,2% der
OPEC-Produktion aus, Graph: Morgan Stanley
Um die Lücke zu schliessen,
müsste das Angebot zurückgefahren werden.
Vor diesem Hintergrund untersucht James Hamilton in seinem Blog den möglichen Zusammenhang von Daten anhand einer
Regressionsanalyse.
Das Ergebnis: Rund 19% des
beobachteten Ölpreisverfalls um ca. 45% dürfte auf neue Indikationen der
Schwäche der Weltwirtschaft hindeuten, so Hamilton.
Was ist aber mit dem Rest? Was
der an der University of California,
San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor nicht sagt, ist, dass der Rest des
Preisverfalls wahrscheinlich auf Aktivitäten der Spekulanten, die mit Rohstoffen
handeln, zurückzuführen ist.
Erdöl Preis-Entwicklung (Schätzung), Graph: Morgan Stanley
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