Donnerstag, 18. Dezember 2014

Eurozone: Woher könnten Impulse kommen?

Die Austeritätspolitik hängt wie ein Damoklesschwert über Europa. Der Staat, die Unternehmen und private Haushalte sparen. Woher soll aber das Wachstum kommen, wenn alle gleichzeitig die Gürtel enger schnallen? Während die nominalen Zinsen nahe Null verharren, kommt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht vom Fleck.

Nach einer Schätzung von Eurostat waren im Oktober 2014 in der EU28 insgesamt 24,4 Millionen Männer und Frauen arbeitslos. Sechs Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise gibt es kein Licht am Ende des Tunnels. Deutschlands Binnenwirtschaft liegt am Boden. Der Einzelhandel ist in den letzten 15 Jahren kaum gewachsen.

Einem aktuellen Bericht von Moody’s (via FT von heute) zufolge sitzen europäische Unternehmen (non-financial companies) auf so viel Geld wie noch nie zuvor: über 1‘000 Mrd. Euro

Die Cash Balance der europäischen Unternehmen ist seit 2008-2009 um rund 40% angeschwollen. Vor allem in den Sektoren Energie, Auto, Telekom und Versorgung liegt das meiste Cash herum. Offenbar müssen Unternehmen keine Schulden abbauen.

Wie könnte das so viele Geld wieder in den Kreislauf gebracht werden? Entweder über höhere Steuern oder über höhere Löhne.

Besser via höhere Löhne: Wenn jedes Land in der EWU die Lohnsstückkosten (unit labor costs) an seine Produktivität anpassen würde, unter Beachtung des Inflationsziels der EZB, könnte sich auch eine Konvergenz der Wettbewerbsfähigkeit ergeben, wie Heiner Flassbeck vor einem Jahr unterstrichen hat.

Das heisst, um das Inflationsziel der EZB einzuhalten, müssten die Löhne in jedem Land in der EWU mit der Produktivität wachsen. In Deutschland beispielsweise müssten die Löhne relativ stärker steigen als im Rest der Eurozone. Dass der private Konsum in der grössten Volkswirtschaft Europa seit 10 Jahren stagniert, ist ein Skandal.

PS:

Wettbewerbsfähigkeit ist ein relatives Konzept, während Produktivität eine absolute Grösse ist.

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