Die Schweizerische Nationalbank
(SNB) hat Negativzinsen (-0,25%) eingeführt. Die unkonventionelle Massnahme betrifft die
Konten, die die SNB für Banken und andere Finanzteilnehmer bei sich führt.
Die Begründung: Der Schweizer
Franken stand in den letzten Tagen wieder unter Aufwertungsdruck. Die zunehmende
Unsicherheit (*) an den Finanzmärkten (v.a. die Krise in Russland, der starke Ölpreisverfall und die abnehmende Zinsmargen zwischen EUR und CHF) erhöhen die Nachfrage nach sicheren Anlegen.
Mit einem Negativzins auf
Girokonten bei der SNB will Thomas Jordan, SNB-Präsident, dass Frankenanlagen weniger attraktiv werden. Mit der Einführung von Negativzinsen steigen die
Kosten der Liquiditätshaltung für die Banken um 0,25%.
Im ganzen Zusammenhang gibt es aber
auf beiden Seiten des Atlantiks einen besonders beachtenswerten Parameter:
anhaltende Inflation-Paranoia.
Seit dem Einsatz der
unkonventionellen Geldpolitik im Sog der Finanzkrise von 2008/09 in Form von z.B.
QE und Forward Guidance in den USA, Grossbritannien und/oder Mindestkurs in der
Schweiz sagen eine Menge Leute steigende Inflation voraus.
Bemerkenswert ist die
Beharrlichkeit der Inflationistas, die Ansicht nicht zu
revidieren, auch wenn die tatsächlichen Ereignisse nichts davon nahelegen.
Notenbankgeldmenge (monetary base) in der Schweiz, Graph:
SNB in: Quartalsheft IV, Dez 2014
Die Theoretiker der
Liquiditätsfalle hingegen vertraten von Anfang die Meinung, dass der Anstieg
der Notenbankgeldmenge (monetary base), wenn die Wirtschaft an die Nullzins-Grenze (zero lower bound) gerät, nicht inflationär ist.
Haushaltsdefizite spielen dabei
keine Rolle, weil eine expansive Fiskalpolitik nicht zu einem Anstieg der
Zinsen führt, zumal die Notenbank die Geldbasis (= Giroguthaben der Banken bei
der Notenbank + Notenumlauf) kontrolliert, nicht die endogene Geldversorgung.
Geldmengen in der Schweiz, Graph: SNB in: Quartalsheft IV, Dez 2014
In der Schweiz ist die Geldbasis um das acht-fache gestiegen. Die Inflation ist dennoch
negativ. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein öfters wiederholtes
Argument der Inflation-Aktivisten: Die Fed verzinse die Guthaben der Banken (IOER) bei der US-Notenbank mit 0,25%. Das sei der Grund, weshalb die Inflation trotz
der QE-Politik nicht durch die Decke schiesse.
Nun wenn man auf die Schweiz schaut, stellt man fest, dass
die SNB die Guthaben der Banken nicht verzinst hat. Es kam aber nicht zu
Inflation. Die Notenbankgeldmenge ist zwar massiv ausgedehnt worden, aber das
Geldangebot ist viel weniger gestiegen, weil die Banken kaum Kredite vergeben.
Und die Teuerungsrate flirtet weiter mit Deflation, wie Paul Krugman in seinem Blog hervorhebt.
Schweizer Kerninflation (core
inflation), Graph: SNB in: Quartalsheft IV, Dez 2014
(*) Dazu zählt auch die
anhaltende mühsame Debatte in Europa, ob und in welcher Form, wenn überhaupt,
die EZB eine QE-Politik (quantitative easing, d.h. mengenmässige Lockerung der Geldpolitik)
einführen soll, um die Krise in der Eurozone zu bekämpfen.
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