Samstag, 13. Dezember 2014

Europa spielt verrückt

Der Ausbruch der griechischen Finanzkrise liegt fünf Jahre zurück. Paul Krugman lässt die ganze Entwicklung in seiner lesenswerten Kolumne („Mad as Hellas“) am Freitag in NYTimes facettenreich Revue passieren. Der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) forschende Ökonomen will auf die Nebenwirkungen der Affäre, die weiterhin immense Schäden in Europa und der Welt hinterlassen, hindeuten.

Es geht aber nicht um die sog. Spillovers Griechenlands Great Depression auf die Eurozone oder die Ansteckungsgefahr für andere Kreditnehmer-Länder. Die Rede ist von der wirklich verheerenden Wirkung, die die Griechenland-Krise auf die Wirtschaftspolitik im Allgemeinen ausgeübt hat:

Plötzlich sind wir angehalten worden, uns zwanghaft mit Haushaltsdefiziten zu beschäftigen. In Wirklichkeit legt jedoch die Erfahrung über die Austerität, die Griechenland und andere europäische Länder erfuhren, uns überzeugend nahe, dass es eine wirklich schlechte Idee ist, in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft die Ausgaben zu kürzen. Die Verwüstung der griechischen Wirtschaft liefert dazu in der Tat ein fruchteinflössendes Anschauungsmaterial, schildert Krugman.

Die aktuellen Nachrichten deuten darauf hin, dass Griechenland an seine Grenzen gestossen hat. Die Details sind komplex, erklärt Krugman weiter: Die gegenwärtige Regierung versucht aber mit einem verzweifelten politischen Manöver einer allgemeinen Wahl aus dem Weg zu gehen. Und wenn sie daran scheitert, ist Syriza wahrscheinlich die Wahlsiegerin; eine Partei der Linken, die eine Neuverhandlung des Austerität-Programms fordert, was zu einer Konfrontation mit Deutschland führen und Ausstieg aus dem Euro bedeuten könnte.

Der wichtige Punkt hier ist, dass es nicht nur die Griechen sind, die verrückt spielen und es nicht mehr hinnehmen wollen: Schauen Sie auf Frankreich, wo Marine Le Pen, die Anführerin der Anti-Einwanderungspartei National Front, in den Umfragen Kandidaten von links und rechts hinter sich lässt.

Auch in Italien, wo über die Hälfte der Wähler radikale Parteien wie Northern League und Five Star-Bewegung unterstützen, gibt es eine ähnliche Entwicklung. In Grossbritannien bedrohen sowohl die Politiker der Anti-Einwanderungsbewegung als auch schottische Separatisten die politische Ordnung.

Es wäre schrecklich, wenn eine dieser Gruppen, mit Ausnahme, überraschenderweise, der Syriza, die relativ harmlos scheint, an die Macht käme, argumentiert Krugman. Aber es gibt einen Grund dafür, warum sie auf dem Vormarsch sind. Das ist, was passiert, wenn eine Elite das Recht in Anspruch nimmt, auf der Grundlage ihrer eigenen Expertisen, zu regieren; was zeigt, dass sie in der Tat nichts weiss, was sie tut und zu ideologisch eingestellt ist, aus den eigenen Fehlern zu lernen.

Ich habe keine Ahnung, so Krugman als Fazit, wie die Ereignisse in Griechenland sich herausstellen. Aber es gibt eine echte Lektion in den politischen Unruhen zu lernen, was viel wichtiger als als die falsche Lehre, die viele Menschen aus besonderen finanziellen Problemen in Europa gezogen haben.

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