Die EZB steht konstant unter
Druck.
Gestern hat Wolfgang Schäuble der
EZB wegen der easy-money Politik ins
Gewissen geredet. Bundesfinanzminister hat dabei Jens Weidmann, dem Bundesbankpräsidenten demonstrativ den Rücken
gestärkt. Weidmann vertritt bekanntlich als perma-hawk
eine hard-money Politik und weist
mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) durch die EZB vehement zurück.
Heute sagt Bundesbankpräsident in einem aktuellen Interview, dass das billige Öl wie ein Konjunkturprogramm wirke. Das ist bei allem Respekt nicht
mehr als ein Sonntagsmärchen.
Während fallende Ölpreise einen
Umverteilungseffekt auslösen, kurbelt ein Konjunkturprogramm die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage an. Bei einem echten Konjunkturprogramm ist die
Nachfrage nach Kapital am Kapitalmarkt der Auslöser für eine konjunkturelle
Wende, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog zurecht beschreibt.
Das Konjunkturprogramm (economic stimulus) werde uns geschenkt,
wozu soll noch geldpolitisch eins daraufgesetzt werden?, so Weidmann weiter.
Die Situation in Europa sei nicht so schlecht wie manche Menschen denken.
Bilanzsumme der Zentralbanken im Vergleich (BoJ, Fed, ECB), Graph: ZKB in DMO
Was Weidmann nicht erwähnt ist,
dass die EZB die Zielinflation seit mehreren Jahren unterläuft und inzwischen eine
Deflationsgefahr
zunimmt. Während die europäische Wirtschaft in einer Niedriginflation-Falle steckt, helfen selbst die nahe null liegenden Zinsen nicht, aus der Talsohle zu kommen.
Was in Japan
in den 1990er Jahren geschehen ist, droht auch in Europa, sich zu entfalten.
Inzwischen mehren sich Anzeichen, dass eine anhaltende Depression die
langfristige produktive Kapazität der Wirtschaft beeinträchtigen kann.
Die konventionelle Geldpolitik
verliert an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) die Wirksamkeit. Notwendig
ist der Einsatz der Fiskalpolitik. Da dies aber in Europa aus politischen
Gründen nicht möglich ist, könnte die EZB mit der QE-Politik versuchen, der
unerwünschten Straffung der geldpolitischen Rahmenbedingungen entgegenzutreten
und die Preisstabilität zu gewährleisten.
Wenn die EZB aber daran gehindert
wird, hierbei unkonventionelle Massnahmen zu treffen, verliert sie an Bodenhaftung und
wird nicht mehr in der Lage sein, die Niedriginflation (lowflation) zu bekämpfen. Ist das, was Weidmann
will?
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