Seit David Hume (1711-1776) gehen die Ökonomen davon aus, dass das Geld
zunächst durch die Änderung der Menge, dann der Änderung des Preises auf die
Wirtschaft auswirkt. Das nennt man den geldpolitischen Transmissionsmechanismus
(monetary transmission mechanism). (*)
Deshalb hat die US-Notenbank auf
die Finanzkrise von 2008 mit dem Pumpen von Milliarden von US-Dollar Liquidität
reagiert, was im Grunde genommen auf die new-Keynesian Ideen zurückgeht.
Gerät aber die Wirtschaft an die Nullzins-Grenze (zero lower bound), verliert die (herkömmliche) Geldpolitik an Wirksamkeit. Die
beste Hebelwirkung erzielt nach dem Lehrbuch die Fiskalpolitik.
Da die Wirtschaft unter dem
Potenzialwachstum blieb, ergriffen moderne Notenbanken unkonventionelle Massnahmen, um eine tiefe Depression abzuwehren. Während die konventionelle
Geldpolitik Zinsen senkt, um die Rezession zu bekämpfen, zielt die
unkonventionelle Geldpolitik darauf ab, auf Erwartungen (in Bezug auf die
Inflation) Einfluss zu nehmen (forward guidance).
Im Rahmen einer QE-Politik (quantitative easing, d.h. mengenmässige
Lockerung der Geldpolitik) verkauft die Notenbank kurzfristige Wertpapiere und
kauft langfristige Wertpapiere; eine Art Tauschgeschäft. Ein Ziel ist dabei,
die Zinsspanne (spread) (zwischen den
kurzfristigen und langfristigen Wertpapieren), die sich aufgrund der
anhaltenden Nullzins-Grenze ausgeweitet (**) hat, zu verkleinern, damit die
Investoren besonders risikofreudig werden.
Rendite der Staatsanleihen mit 10
Jahren Laufzeit: US-Treasuries versus German Bunds, Graph: ZKB
Der geldpolitische
Transmissionsmechanismus funktioniert i.d.R. via Häusermarkt (housing), weil
langlebige Investitionen (Anlagevermögen) zinssensitiv sind. Niemand, der sich
ein Smartphone kauft, macht sich Gedanken über die Entwicklung der Zinsen in
Zukunft. Wenn man aber die Entscheidung treffen will, in Immobilien zu
investieren, muss wissen, wie sich die Zinsen entwickeln, weil Häuser
langlebig sind. Die Fed bringt daher ihren Einfluss in die Wirtschaft durch den
Häusermarkt ein.
Der Häusermarkt ist aber schwer
angeschlagen. Es blieb nach dem Platzen der Blase ein riesiger Schuldenüberhang
zurück. Der Tranmissionsmechanismus
kann aber auch vie Aktienmarkt und/oder Währung funktionieren.
Bilanzsumme der Zentralbanken im
Vergleich, Graph: ZKB
Die EZB erwägt nun laut Presseberichten das grösste Anleihekaufprogramm ihrer Geschichte: 1‘000 Mrd.
Euro. Das Zinsniveau würde sich verschiedenen makroökonomischen Simulationen zufolge
um einen Prozentpunkt drücken lassen.
Der wichtigere Wirkungskanal der QE-Politik der EZB könnte aber der Wechselkurs sein, wie die FAZ beschreibt: Wenn die europäischen Wertpapiere keine (attraktive) Rendite mehr abwerfen, werden Investoren nach anderen Wertpapieren (z.B. höher verzinslichen US-Treasuries) Ausschau halten. Das Ausweichen auf US-Dollar Papiere wird den Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar sinken lassen. Die Abwertung würde dann die europäischen Exporte ankurbeln und mit der Zeit die Inflationsrate anheben.
Kurzum: Die Nachfrage nach Kapital am Kapitalmarkt angeregt werden, um auf diese Weise für
eine konjunkturelle Wende zu sorgen.
Das ist, wie der geldpolitische
Transmissionsmechanismus nach der herkömmlichen Wirtschaftslehre funktioniert. Natürlich
gehen Meinungen unter Ökonomen auseinander. Manche glauben nicht an die
Wirksamkeit der QE-Politik. Manche wiederum legen grösseren Wert auf Forward Guidance.
(*) Eine Theorie, die inzwischen
aus der Mode gekommen ist, wie die Entwicklung der gegenwärtigen Krise zeigt.
Dennoch eignet sie sich zu Übungszwecken.
(**) Weil die Marktteilnehmer,
nachdem die nominalen Zinsen auf der Null-Grenze aufgeprallt sind, einen
Anstieg der Zinsen erwartet hatten, weil die Zinsen nicht unter Null fallen
können.
PS: Wenn man über die Geldpolitik der Fed nachdenken
will, kann man sich ein finanzielles Gleichgewicht vorstellen, wo es
drei Arten von Vermögenswerten (assets)
gibt: kurzfristige Wertpapiere (T-Bills), langfristige Wertpapiere
(US-Treasuries) und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere (MBS: mortgage-backed
securities). Wenn die Fed US-Staatsanleihen (UST) und MBS kauft, steigen die
Preise der betroffenen Wertpapiere. Und die Renditen fallen. Kommt der Markt
für UST und MBS ins Gleichgewicht, muss laut dem Walras-Gesetz auch der Markt
für kurzfristige Wertpapiere geräumt sein.
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