Donnerstag, 11. Dezember 2014

Wirkungskanal der QE-Politik in der Eurozone

Seit David Hume (1711-1776) gehen die Ökonomen davon aus, dass das Geld zunächst durch die Änderung der Menge, dann der Änderung des Preises auf die Wirtschaft auswirkt. Das nennt man den geldpolitischen Transmissionsmechanismus (monetary transmission mechanism). (*)

Deshalb hat die US-Notenbank auf die Finanzkrise von 2008 mit dem Pumpen von Milliarden von US-Dollar Liquidität reagiert, was im Grunde genommen auf die new-Keynesian Ideen zurückgeht.

Gerät aber die Wirtschaft an die Nullzins-Grenze (zero lower bound), verliert die (herkömmliche) Geldpolitik an Wirksamkeit. Die beste Hebelwirkung erzielt nach dem Lehrbuch die Fiskalpolitik.

Da die Wirtschaft unter dem Potenzialwachstum blieb, ergriffen moderne Notenbanken unkonventionelle Massnahmen, um eine tiefe Depression abzuwehren. Während die konventionelle Geldpolitik Zinsen senkt, um die Rezession zu bekämpfen, zielt die unkonventionelle Geldpolitik darauf ab, auf Erwartungen (in Bezug auf die Inflation) Einfluss zu nehmen (forward guidance).

Im Rahmen einer QE-Politik (quantitative easing, d.h. mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) verkauft die Notenbank kurzfristige Wertpapiere und kauft langfristige Wertpapiere; eine Art Tauschgeschäft. Ein Ziel ist dabei, die Zinsspanne (spread) (zwischen den kurzfristigen und langfristigen Wertpapieren), die sich aufgrund der anhaltenden Nullzins-Grenze ausgeweitet (**) hat, zu verkleinern, damit die Investoren besonders risikofreudig werden.


Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit: US-Treasuries versus German Bunds, Graph: ZKB

Der geldpolitische Transmissionsmechanismus funktioniert i.d.R. via Häusermarkt (housing), weil langlebige Investitionen (Anlagevermögen) zinssensitiv sind. Niemand, der sich ein Smartphone kauft, macht sich Gedanken über die Entwicklung der Zinsen in Zukunft. Wenn man aber die Entscheidung treffen will, in Immobilien zu investieren, muss wissen, wie sich die Zinsen entwickeln, weil Häuser langlebig sind. Die Fed bringt daher ihren Einfluss in die Wirtschaft durch den Häusermarkt ein.

Der Häusermarkt ist aber schwer angeschlagen. Es blieb nach dem Platzen der Blase ein riesiger Schuldenüberhang zurück. Der Tranmissionsmechanismus kann aber auch vie Aktienmarkt und/oder Währung funktionieren.


Bilanzsumme der Zentralbanken im Vergleich, Graph: ZKB

Die EZB erwägt nun  laut Presseberichten das grösste Anleihekaufprogramm ihrer Geschichte: 1‘000 Mrd. Euro. Das Zinsniveau würde sich verschiedenen makroökonomischen Simulationen zufolge um einen Prozentpunkt drücken lassen.

Der wichtigere Wirkungskanal der QE-Politik der EZB könnte aber der Wechselkurs sein, wie die FAZ beschreibt: Wenn die europäischen Wertpapiere keine (attraktive) Rendite mehr abwerfen, werden Investoren nach anderen Wertpapieren (z.B. höher verzinslichen US-Treasuries) Ausschau halten. Das Ausweichen auf US-Dollar Papiere wird den Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar sinken lassen. Die Abwertung würde dann die europäischen Exporte ankurbeln und mit der Zeit die Inflationsrate anheben.

Kurzum: Die Nachfrage nach Kapital am Kapitalmarkt angeregt werden, um auf diese Weise für eine konjunkturelle Wende zu sorgen.

Das ist, wie der geldpolitische Transmissionsmechanismus nach der herkömmlichen Wirtschaftslehre funktioniert. Natürlich gehen Meinungen unter Ökonomen auseinander. Manche glauben nicht an die Wirksamkeit der QE-Politik. Manche wiederum legen grösseren Wert auf Forward Guidance.


(*) Eine Theorie, die inzwischen aus der Mode gekommen ist, wie die Entwicklung der gegenwärtigen Krise zeigt. Dennoch eignet sie sich zu Übungszwecken.

(**) Weil die Marktteilnehmer, nachdem die nominalen Zinsen auf der Null-Grenze aufgeprallt sind, einen Anstieg der Zinsen erwartet hatten, weil die Zinsen nicht unter Null fallen können.

PS: Wenn man über die Geldpolitik der Fed nachdenken will, kann man sich ein finanzielles Gleichgewicht vorstellen, wo es drei Arten von Vermögenswerten (assets) gibt: kurzfristige Wertpapiere (T-Bills), langfristige Wertpapiere (US-Treasuries) und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere (MBS: mortgage-backed securities). Wenn die Fed US-Staatsanleihen (UST) und MBS kauft, steigen die Preise der betroffenen Wertpapiere. Und die Renditen fallen. Kommt der Markt für UST und MBS ins Gleichgewicht, muss laut dem Walras-Gesetz auch der Markt für kurzfristige Wertpapiere geräumt sein.


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