Samstag, 20. Dezember 2014

Eine anhaltend negative Inflation in der Eurozone im Jahr 2015

Die langlaufenden Euro-Terminkurse sind mittlerweile so gefallen, dass es grundsätzlich nur Sinn macht, wenn man eine „Japanisierung“ der Eurozone erwartet.

Hier ist eine von Morgan Stanley gestern vorgelegte bemerkenswerte Abbildung zur drohenden Japanisierung Europas, d.h. einem schwachen Wirtschaftswachstum, das mit fallenden Inflationsraten einhergeht, mit zunehmender Deflationsgefahr.

Wie aus der zweiten Abbildung hervorgeht, preist der Markt zur Zeit eine für das ganze Jahr 2015 eine anhaltend negative Inflation in der Eurozone ein.


Fallende Euro-Terminkurse und negative Inflation in der Eurozone 2015, Graph: Morgan Stanley

Das hat zum Teil sicherlich auch mit dem derzeit starken Rückgang der Ölpreise (rund 45% seit Jahresbeginn), aber auch mit Lohnsenkungen („interne Abwertung“) im Sog der Austeritätspolitik zu tun.



Inflationserwartungen im Markt für die Eurozone 2015, Graph: Morgan Stanley

Bemerkenswert ist ferner, zu beobachten, dass 30% der vom Warenkorb (HICP) in der Eurozone erfassten Güter per November 2014 in einer echten Deflation stecken. Zu Beginn des Jahres 2014 belief sich diese Quote auf rund 21 Prozent, wie der Bruegel Blog unterstreicht.


Inflation (gemessen an HICP) in der Eurozone; 30% der Güter im Warenkorb stecken bereits in Deflation, Graph: Blog Bruegel

Der Anteil der Güter mit Niedriginflation (lowflation; d.h. unter 1%) ist von 45% im Januar auf 55% im November 2014 gestiegen.

Das ist zwar deutlich niedriger als der Wert, den der japanische Warenkorb mit 50-60% zwischen 2000 und 2004 aufwiesen hatte. Aber es ist dennoch ein wichtiger Indikator, was zugleich nahelegt, dass die Kommunikation der EZB in Sachen Preisentwicklung in der Eurozone bislang völlig daneben gegangen ist.

Interessant ist, dass auch die Inflationserwartungen abwärts gerichtet sind. Der Markt deutet zur Zeit auf eine Inflation (auf Sicht von 10 Jahren) in Höhe von 1,5% hin. Der Wert betrug noch im Dezember 2013 1,8 Prozent. Das heisst, dass die Märkte nicht damit rechnen, dass die EZB das Zielinflation von 2% in der EWU in den kommenden 10 Jahren erreichen kann.



Auf Markt-Daten basierende Inflationserwartungen in der Eurozone im Verlauf der vergangenen vier Jahre, Graph: Blog Bruegel







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