In Europa ist sechs Jahre nachdem
Ausbruch der Krise nirgendwo ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die Arbeitslosigkeit
verharrt auf hohem Niveau und die Menschen leiden weiter. Leiden ist notwendig,
um die konjunkturelle Wende zu vollziehen, deutet Brüssels Vorstellung seit
geraumer Zeit an, die von der Besessenheit von Haushaltsdefiziten geprägt ist.
Doch Ökonomen mit Weitsicht, die als keynesian
verschrien werden, haben von Anfang an gesagt, dass es wirklich eine schlechte
Idee ist, in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft (angesichts der hohen
Arbeitslosigkeit und der historisch niedrigen Finanzierungskosten) Ausgaben zu
senken.
Die Anhänger der klassischen
ökonomischen Theorie beharren aber darauf, dass wir die Ausgaben kürzen müssen,
weil wir sonst wie Griechenland enden.
Frankreich beispielsweise wurde von Brüssel und Berlin (aber auch in den meisten
Medien) regelrecht zurechtgewiesen, harsche Sparmassnahmen zu
treffen, weil das Land sonst die Kreditwürdigkeit verlieren würde.
Die Rendite der französischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit beläuft sich
heute auf 0,93%. Das ist ein Novum. Noch nie in der Geschichte lag die Rendite der
französischen Staatsanleihen unter 1%-Marke. Das heisst, dass Frankreich im
Grunde genommen kein fiskalisches Problem hat wie die Befürworter der
Austeritätspolitik um Brüssel und Berlin gern behaupten.
Wie die gestern veröffentlichten
Daten zeigen, hat die Kerninflation
in Frankreich zum ersten Mal seit der Daten-Erhebung im Jahr 1990 einen negativen
Wert aufgewiesen: -0,2%. Im Vormonat
hatte die Kernteuerung Null betragen.
Frankreichs Kerninflation ist zum
ersten Mal unter die Null-Marke gefallen, Graph:
ZKB
Im November sind die
Verbraucherpreise (CPI) in Frankreich um 0,2% zurückgegangen. Die
Jahresteuerung beträgt damit 0,3%. Der disinflationäre Trend dürfte sich also angesichts der anhaltenden Wachstumsschwäche
und der hohen Arbeitslosigkeit fortsetzen.
Das zeigt, dass Strukturreform
und Haushaltskonsolidierung auf kurze Sicht deflationär wirken. Das Moral
Hazard-Argument der Gegner der QE-Politik durch die EZB läuft eigentlich ins
Leere: Wenn die EZB Staatsanleihen kauft, würden die Regierungen in den
betreffenden Ländern den Marktdruck (?) ignorieren und die notwendigen Reformen zur
Wiederbelebung der Wirtschaft nicht ergreifen.
Das stimmt eben nicht, wie der
Verlauf der Rendite der Staatsanleihen in z.B. Frankreich, Italien und Spanien
zeigt: Die Finanzierungskosten der öffentlichen Hand sind auf historisch tiefem
Niveau.
Daraus folgt, dass das Beste, was
die EZB tun kann, ist, um
Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen zu fördern, vorerst das Gespenst
der Deflation zu vertreiben, wie Barry
Eichengreen in einem lesenswerten Artikel („Putting Deflation First“) in Project Syndicate hervorhebt.
Nur eine zackige QE-Politik kann das tun, so der
an der University of California,
Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. Diejenigen, die einwenden, dass eine
solche Kühnheit wie Quantitative Easing von Haushaltskonsolidierung und
Strukturreformen abhalten würde, sollten sich überlegen, was Deflation sonst anrichten könnte.
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