Die Warnung vor einem längeren
Zeitraum niedriger Zinsen und eine langanhaltende Stagnation (secular stagnation) wurde in den vergangenen Monaten v.a. von zwei der weltweit
bekanntesten Wirtschaftsinstitutionen IWF und Larry Summers, dem ehemaligen
US-Finanzminister vehement zum Ausdruck gebracht.
Die nominalen Zinsen fallen seit
drei Jahrzehnten. Die Ursachen sind jedoch umstritten. Warum ist aber ein
längerer Zeitraum niedriger Zinsen ist eine schlechte Sache? Und was kann v.a.
dagegen unternommen werden?
Das derzeit niedrige Zinsniveau
verleitet Investoren auf der Suche nach Renditen zu einer erhöhten
Risikobereitschaft. Die Zentralbanken verfügen über kaum Spielraum, die Geldpolitik
weiter zu lockern, weil die Zinsen nicht unter Null fallen können. Das sind
symptomatische Zeichen der gegenwärtigen Situation der Weltwirtschaft.
Die Identifizierung des Problems
erfordert andererseits die Diagnose der zugrunde liegenden Ursachen, schreibt Barry Eichengreen dazu in einem
lesenswerten Artikel („Losing Interest“)
in Project Syndicate.
Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor
glaubt hierbei nicht an die These von „global
savings glut“ (v.a. in den sog. Emerging Markets) als Ursache.
Die Daten zeigen kaum Anzeichen für eine Ersparnissschwemme (savings glut), so Eichengreen. Seit 1980 schwanken die
globalen Ersparnisse zwischen 22% und 24% des weltweiten BIP, mit wenig
Neigung, nach oben und nach unten zu gehen.
Janet Yellen, Fed-Vorsitzende denkt, dass Investitionen und Zinsen in Folge der Finanzkrise von 2008 und der dadurch
ausgelösten Great Recession
niedergeschlagen sind.
Im Angesicht der trägen
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bleiben auch die Investitionen gedrückt.
Wenn aber die Erkrankung mehrere
Ursachen hat, dann sollten mehrere Behandlungen angewendet werden, legt
Eichengreen dar:
(1) Es sollen steuerliche Anreize
für Unternehmen geschaffen werden, Langzeitarbeitslose anzustellen.
(2) Die
öffentliche Hand soll die Ausgaben für die Infrastruktur, Bildung und Forschung
erhöhen (zum Ausgleich des Rückgangs der privaten Investitionen). Und
(3) Um zu
verhindern, dass übermässige Risiken eingegangen werden, sollen Eigenkapitalerforderungen
für Banken durchgesetzt und die Regulierung für Nicht-Banken Finanzinstitute
verstärkt werden.
Schliesslich legt Eichengreen
nahe, dass Zentralbanken das Inflationsziel anheben sollen, um den Spielraum
für weitere Lockerung der nominalen Zinsen zu erweitern, um damit der
anhaltenden Wachstumsschwäche der Wirtschaft entgegenzuwirken.
1 Kommentar:
Meines Erachtens ist der mit Absicht wichtigste Grund für die anhaltende Krise die Tatsache, dass Geld- und Fiskalpolitik unsynchron verlaufen. Draghi kann machen was er will - solange der Weltökonom Schäuble mitten in einer europäischen Krise stolz darauf ist, ohne neue Schulden auszukommen. Aber solange die deutschen Zeitungen und Lehrstühle mit - im wahrsten Sinne des Wortes - Mikro-Ökonomen besetzt sind, wird sich daran nix ändern.Ein einzigartiges Elend.
Kommentar veröffentlichen