Die EZB hat heute erklärt, dass
sie bereit ist, wenn nötig, die Geldpolitik weiter zu lockern.
Wenn nötig?
Die Inflation ist negativ. Das
Wirtschaftswachstum ist mit 0,5% deutlich schwach. Die Arbeitslosigkeit
verharrt auf rund 12% und der Euro wird stärker.
Vor diesem Hintergrund hört sich
die heute von EBC-Präsident Mario Draghi unterstrichene Bereitschaft, gegen die
niedrige Inflation notfalls entgegenzuwirken, ziemlich pathetisch.
Komisch ist zudem, dass die EZB
die Inflation bekämpft, während Deflationsgefahr überwiegt und die
Gemeinschaftswährung aus dem Niedergang retten will, während der Euro sich nach
und nach aufwertet.
Die einzig neue Aussage auf der
Pressekonferenz ist gewesen, dass der EZB-Rat sich einig sei (d.h. einstimmig),
gegebenenfalls auch „unkonventionelle Massnahmen“ zu treffen. Draghi hat jedoch
im gleichen Atemzug betont, dass er keine Gefahr einer Deflation im Euro-Raum
erkennen kann.
Inflation (Konsumentenpreise, CPI
und Produzentenpreise, PPI) im Euro-Raum, Graph:
ZKB in DMO, April 3, 2014
Die Erzeugerpreise (PPI) der Industrie sind
im Februar 2014 gegenüber Februar 2013 um 1,7% zurückgegangen, wie eurostat gestern mitgeteilt hat.
Gestern hat die IWF-Chefin Christine Lagarde vor einer potenziell längeren Phase mit Niedriginflation (lowflation) gewarnt.
Heute hat die EZB am Schluss aber
keine weitere Lockerung der Geldpolitik via Zinssenkung beschlossen. Die
Leitzinsen bleiben unverändert.
Draghi hat davon gesprochen, dass
die Fragmentierung verringert werden müsse, um die Finanzierungssituation zu
verbessern.
Fragmentierung des einheitlichen Finanzmarktes zeigt sich
anhand von Unterschieden in Kredit-Zinsen in den einzelnen EU-Ländern, Graph: Morgan Stanley
Fragmentierung bedeutet, dass die
Refinanzierungskosten der Banken sich in den einzelnen Ländern sehr
unterschiedlich entwickeln. Gravierende Folgen für die Realwirtschaft können daher
nicht ausgeschlossen werden.
Die Frage ist, was die EZB gegen
die Störung der geldpolitischen Transmission unternimmt, wenn sie sich weigert,
die Rolle als lender of last resort zu
spielen?
TARGET2, Graph: Morgan Stanley
Tatsache ist, dass die grenzüberschreitenden
Bankkredite im Euro-Raum zusammengebrochen sind. Diesem sudden stop hat entgegengewirkt
werden müssen, und zwar durch die EZB via TARGET2.
Die grenzüberschreitenden
Bankkredite im Euro-Raum, Graph:
Morgan Stanley
In der Zwischenzeit mögen einige
Banken die Kreditvergabe an den Privatsektor etwas erhöht haben. Dieser
Anstieg wird aber durch den Rückgang der Kreditvergabe durch die ausländischen
Banken im betreffenden Land ausgeglichen. Das heisst, dass das
grenzüberschreitende Bankkredit-Geschäft im Euro-Raum zum Erliegen gekommen
ist.
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