Spread Networks hat vor vier Jahren die Bohrarbeiten durch die
Allegheny Berge von Pennsylvania abgeschlossen. Es handelt sich dabei um einen
Tunnel, wo Glasfaberkabel verlegt wurden. Das Ziel war, 3 Millisekunden zu
sparen. Das heisst 3 Tausendstel einer Sekunde, die zwischen den
Futures-Märkten von Chicago und den Aktien-Märkten von New York „ruhen“.
Wen kratzen eigentlich 3
Millisekunden? Die Antwort ist Hochfrequenz-Händler (high-freuquency traders), die Geld verdienen, indem sie Aktien in
einem winzigen Bruchteil einer Sekunde schneller als andere Marktteilnehmer
kaufen oder verkaufen.
Man denke darüber nach, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten
Kolumne („The Expensive Milliseconds“)
am Montag in NYTimes, dass man Hunderte von Millionen
Dollar ausgibt, um 3 Millisekunden zu sparen.
Das hört sich wie eine riesige
Verschwendung an. Und das ist nur ein Teil eines viel umfassenderen Bildes, wo
die Gesellschaft einen stetig wachsenden Anteil seiner Ressourcen an
finanzielle Machenschaften steckt, während sie im Gegenzug nur wenig oder gar
nichts dafür mitbekommt.
Um wie viel Verschwendung geht
es? Eine Analyse („Finance vs. Wal-Mart“) von Thomas Philippon von der New York University deutet auf mehrere
100 Mrd. Dollar pro Jahr hin. Was kriegen wir im Gegenzug für das Geld? Nicht
viel, soweit man sagen kann, so Krugman.
Wenn aber unser
überdimensionierter Finanzsektor uns weder sicherer noch produktiver macht, was
macht er denn?
Eine Antwort ist laut Krugman,
dass der Finanzmarkt Kleinanleger für dumm verkauft, und sie veranlasst, in
einem vergeblichen Versuch Unsummen auszugeben, um den Markt zu schlagen. Das
ist, was der Präsident der American Finance Association im Jahr 2008 erklärt
hat, nicht etwas, was Krugman zusammenbringt.
Eine andere Antwort ist, dass
eine Menge Geld zu spekulativen Zwecken fliesst, die privat profitabel, aber
sozial unproduktiv sind.
Es ist schwer, zu sehen, wie 3
Millisekunden-Vorteil vermittelt von Spread
Networks durch einen Tunnel-Bau das moderne Amerika reicher machen kann.
Doch dieser Vorteil lohnt sich bestimmt - für die Spekulanten.
Kurzum: Es wird für die
Finanz-Industrie viel Geld ausgegeben, während im Gegenzug wenig oder gar
nichts zurückbekommen wird. Philippon schätzt die Verschwendung um 2% des BIP.
Doch auch diese Zahl unterschätzt die wahren Kosten für die aufgeblähte
Finanzindustrie, argumentiert Krugman weiter. Es gibt nämlich eine eindeutige
Korrelation zwischen dem Aufstieg des modernen Finanzwesens und Amerikas
Rückkehr zu Gilded Age (*) Niveau an Ungleichheit.
Man soll sich also aus der Debatte
um die Hochfrequenz-Handel (HFT) nicht viel machen, so Krugman. Es ist die
ganze Finanzindustrie, nicht nur ein Teil davon, die die Wirtschaft und die
Gesellschaft untergräbt.
(*) Diese Zeit war nach aussen
hin eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs und technologischen Fortschritts.
Aber zugleich herrschte in den Städten Armut und Korruption.
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