Da die Produktionsfaktoren im Euro-Raum
unterausgelastet sind, besteht eine Produktionslücke (output gap). Die Preise können kaum steigen. Und sie haben allmählich begonnen,
zu fallen.
Einige Ökonomen auf beiden Seiten
des Atlantiks hatten bereits vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass das
Ergebnis der von der EU-Kommission verordneten Politik der „internen Abwertung“
(sprich Lohnsenkung) Deflation sein werde.
Mittlerweile mehren sich Anzeichen
auch für die Mainstream-Medien, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage fehlt,
sodass sie anfangen, über die negativen Auswirkungen der drohenden
Deflationsgefahr zu berichten.
Ohne eine klare Veränderung der
Lohnpolitik können die deflationären Risiken in Europa nicht abgewehrt werden,
schreibt Friederike Spiecker in einem
lesenswerten Blog-Eintrag in flassbeck-economics.
Sie vertritt die Ansicht, dass
die Löhne v.a. in einer Währungsunion wie der EWU dem Produktivitätswachstum
plus der von der EZB angestrebten Inflationsrate im Euro-Raum steigen müssen,
damit die Lohnstückkosten in den einzelnen Ländern nicht auseinander laufen und
keine grosse Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit entsteht.
Da die Lohnsteigerung in
Deutschland zu schwach war, wurde die Voraussetzung für den erfolgreichen Aussenhandel in der
EWU nicht geschaffen. Folglich wurden die Länder an der EU-Peripherie gegen die
Wand gedrückt, woraus mit der Zeit hohe Haushaltsdefizite erwachsen sind.
Die deutsche Lohnsteigerung war von
2000 bis 2010 zu moderat, Graph: Neil Irwin in NYTimes
In einem kürzlich in NYTimes erschienenen Artikel wird mit
ein paar eindrücklichen Abbildungen kurz erläutert, wie die unterbezahlten
Arbeitskräfte in Deutschland die Euro-Krise verschärfen.
In Deutschland, der grössten
Volkswirtschaft Europas ist das Einkommen (nach Steuern) der Menschen in der
Mitte der Einkommensverteilung um 1,4%
gestiegen, nicht pro Jahr, sondern insgesamt.
Schaut man sich die Daten über
einen längeren Zeitraum an, stellt man fest, dass es dem normalen deutschen
Arbeitnehmer von 1990 bis 2010 nicht besonders gut gegangen ist. Das
Median-Pro-Kopf-Einkommen ist um 7,5%
gestiegen, was einem Wert von 0,4% im Jahr entspricht.
PS:
Die OECD hat neulich in einer aktuellen Schätzung
mitgeteilt, dass die Produktionslücke (output gap) im Euro-Raum im nächsten Jahr
doppelt so gross ausfallen dürfte wie in den USA und in Grossbritannien.
Das heisst, dass die Lücke sich
mit unterdurchschnittlichem BIP-Wachstum weiter öffnen dürfte, was auf eine tendenzielle Fortsetzung der disinflationären Entwicklung im Euro-Raum hindeutet, falls die
EZB nicht dagegen halten will.
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