Leonard E. Burman hat in einer Anhörung vor dem
Finanzausschuss des amerikanischen Senats seine persönliche Ansichten in Bezug
auf innovative Ideen und Strategien zur Stärkung der wirtschaftlichen Grundlagen
der amerikanischen Haushalte und zur Förderung der Mittelschicht dargelegt.
Der an der Maxwell School, Syracuse University lehrende Wirtschaftsprofessor
hat dabei einige der Herausforderungen für den Mittelstand im Jahr 2014
erläutert und politische Optionen erkundet, die helfen sollen, diesen Problemen
zu begegnen.
Der Mittelstand leidet seiner
Meinung nach v.a. unter einem stagnierenden Einkommen, und zwar seit mehr als
einer Generation und es deutet sich keine Besserung an. Das harmlose Wachstum der gesamten Vergütungen wurden weitgehend durch die Kosten der
Nebenleistungen verbraucht, so Burman. Das Einkommen der Median-Vollzeitbeschäftigten
hat mit Inflation kaum Schritt halten können.
Viele Faktoren trugen dazu bei:
Burman nennt z.B. erstens die Rolle der Technologie: Maschinen sind ein
ausgezeichneter Ersatz für eine wachsende Liste der Stellen. Eine
offensichtliche Antwort darauf ist seiner Auffassung nach ein besserer Zugang zu
erschwinglicher Hochschul- und Berufsausbildung.
Anteil von Top 1 Prozent und Top 0,1% am
Einkommen in den USA, Graph: Prof. Leonard E. Burman in: Policies to Support
the Middle Class, March 13, 2014
Zweitens spielt auch das
Steuersystem eine Rolle für die Mittelschicht, und zwar eine gemischte Rolle:
Die steuerliche Belastung hat auf
der einen Seite im Laufe der Zeit nachgelassen. Die progressive Einkommensteuer
stellt nun einen wichtigen Bestandteil für das Sicherheitsnetz (safety net) dar,
wodurch z.B. EITC (Arbeitseinkommen-Steuergutschrift) zum Einsatz kommt, wenn Mittelklasse-Familien harte Zeiten durchmachen.
Auf der anderen Seite hat
insbesondere die grosszügige steuerliche Behandlung der „carried interest“ der Gewinne aus Übernahmen für die Spezialisten
(im Private-Equity Bereich) einen abwärtsgerichteten Druck auf die Löhne
ausgelöst. Viele Arbeitnehmer haben dadurch aufgrund der wachsenden Kosten ihre
Jobs verloren.
Ferner haben sich Steuererleichterungen für das Sparen aus Sicht der Familien mit mittlerem Einkommen als relativ
ineffektiv erwiesen. Dazu kommt, dass ein Spektrum von Steuervergünstigungen
für die Bildung Verwirrung stiftet. Und sie sind weniger hilfreich, als sie
sein könnten, legt Burman weiter dar.
Median-Einkommen im Verhältnis zu
Produktivitätszuwachs, Graph: Prof.
Leonard E. Burman in: Policies to Support
the Middle Class, March 13, 2014
Burman bietet die folgenden
Optionen, um der Mittelschicht zu helfen:
Verbesserung des Zugangs zu höherer Bildung und Berufsausbildung sowie Zuschüsse für die Bildung
Abschaffung von Steuer-Schlupflöchern für die „carried interest“
Verlangsamung des Wachstums der Ausgaben für die medizinische Betreuung
Förderung von Ersparnissen für 401 (k)-ähnliche Konten für die Haushalte mit niedrigem und mässigem Einkommen
Ersatz der Preis-Indexierung durch die Indexierung der Einkommensungleichheit. Das heisst, dass die Einkommensteuer automatisch progressiver wird, je mehr die Einkommensungleichheit wächst.
Burman liefert in seinem Vortrag
weitere interessante Abbildungen, die mehr als Worte erzählen. Sehenswert.
PS:
„Carried Interest“ beschreibt
i.d.R. den Prozentsatz des erzielten Gewinns aus einem Funds. Es handelt sich
dabei um eine zusätzliche Gewinnbeteiligung, die als carried interest oder als
Performance Fee bezeichnet wird.
1 Kommentar:
Eine ähnliche Situation lässt sich auch in Deutschland beobachten, der ehemals breit gefächerte Mittelstand dünnt augfrund sinkender Einkommen aus.
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