Das neue Buch „Capital in the
Twenty-First Century“ von Thomas Piketty ist eine ernste und Diskur-verändernde Forschungsarbeit,
schreibt Paul Krugman in seiner
lesenswerten Kolumne („The Piketty Panic“)
am Freitag in NYTimes.
Und Konservativen sind entsetzt.
Das wirklich Auffällige an der
Debatte ist soweit, dass die Rechten nicht in der Lage zu sein scheinen, eine
Art Gegenangriff anzubringen. Stattdessen besteht die Reaktion aus Beschimpfungen: „Piketty ist ein
Marxist“, erklärt Krugman.
In den letzten Jahren haben
Konservative auf die Versuche, das Thema „rasant steigende Einkommen an der
Spitze“ als politisches Problem vorzustellen, mit zwei Linien geantwortet: (1)
Verweigerung, dass es Reichen eigentlich gut geht wie immer und (2) der Rest es
so schlecht hat wie er es verdient.
Wenn aber die Verleugnung nicht mehr
greift, behaupten sie, dass die rasant steigenden Einkommen an der Spitze
gerechtfertigte Belohnung für die erbrachten Leistungen sind. Man soll sie ausserdem
nicht „1 Prozent“ nennen, sondern „Job-Schöpfer“.
Wie soll aber die Verteidigung
aussehen, wenn die Reichen einen grossen Teil ihres Einkommens nicht von der
Arbeit, die sie verrichten, sondern aus dem Vermögen, das sie besitzen,
ableiten? Und wie ist es damit, wenn grosse Reichtümer zunehmend nicht aus dem
Unternehmen, sondern aus der Vererbung stammen?
Was Piketty zeigt, ist, dass
diese nicht müssige Fragen sind. Westliche Gesellschaften vor dem Ersten
Weltkrieg waren in der Tat von einer Oligarchie mit erebtem Vermögen beherrscht.
Und sein Buch präsentiert ein überzeugendes Argument dafür, dass wir auf dem
Weg zurück in Richtung dieser Verhältnisse sind.
Einkommensungleichheit in den
USA, Graph: Thomas Piketty
Was ein Konservativer heute befürchtet,
ist, dass diese Diagnose verwendet werden könnte, höhere Steuern für Reiche zu
fordern. Die Konservativen könnten versuchen, Piketty auf materielle Weise zu
widerlegen. Aber soweit gibt es kein Anzeichen dafür.
Stattdessen bleibt alles
bei Beschimpfungen, um Piketty als Marxist zu denunzieren, was eigentlich nur
dann Sinn ergibt, wenn die blosse Erwähnung des ungleich verteilten Reichtums aus
einem Menschen einen Marxist macht.
Die Buchbesprechung von WSJ geht so weit, Pikettys Aufforderung, mit progressiver
Besteuerung die Konzentration von Reichtum zu begrenzen, als die Übel des
Stalinismus zu bezeichnen.
Die Tatsache, dass Apologeten für
Amerikas Oligarchie keine kohärente Argumente vortragen können, bedeutet nicht, dass sie politisch
auf der Flucht sind. Geld regiert die Welt. Dank (zum Teil) dem Roberts-Court (dem
Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten) ist Geld mehr Macht als je zuvor.
Dennoch kommt es auch auf Ideen
an, wie wir über die Gesellschaft reden und sogar, was wir tun, so Krugman. Und die durch Piketty ausgelöste Panik zeigt, dass der rechten Seite
des politischen Spektrums die Ideen ausgehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen