Dienstag, 1. April 2014

EZB: QE or not QE

Der Wechselkurs und der anhaltende Rückgang der Inflation sind zur Zeit die am häufigsten zitierten Barometer der Geldpolitik im Euro-Raum.

Nachdem die Anzeichen sich mehren, dass Spanien in eine Deflation abrutscht, braucht es wahrscheinlich nur noch schlechtere Wachstumsraten für die EU, damit die EZB endlich reagiert.

Dennoch stehen die Chancen schlecht, dass die EZB eine mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) ankündigt. In den Medien ist öfter die Rede von hohen politischen Kosten eines Anleihekauf-Programms à la Fed oder Bank of England (BoE), weshalb Mario Draghi sich zurückhält, eine QE-Politik in Angriff zu nehmen.

Bemerkenswert ist ferner, dass die Laufzeitprämien (term premium) für deutsche Staatsanleihen deutlich negative Werte aufweisen. Es handelt sich dabei um einen Massstab für die von den Investoren erwartete Einschätzung des Zinsrisikos.



Laufzeitprämie (term premium) für deutsche Staatsanleihen, Graph: Morgan Stanley

Der Verlauf der Laufzeitprämie für German Bunds mag auf den ersten Blick den Eindruck hinterlassen, als ob die Renditen nicht wesentlich weiter fallen könnten.

Eine QE-Politik kann aber auf die Wirtschaft auf andere Weise auswirken. Zum Beispiel als „forward guidance“, womit die Erwartungen in Bezug auf den Zeitpunkt der künftigen Zinserhöhungen hinausgeschoben würden.

Mit anderen Worten: Die EZB kann durch Begünstigung einer höheren Inflationserwartung tail risks in Sachen Deflation entgegenwirken.

QE ist das einzig grosse geldpolitische Instrument, das die Schwerarbeit leisten kann, betont Wolfgang Münchau in einem Kommentar („Europe’s central bankers talk too much and act too little“) in FT.

Die EZB kann also in einem gewissen Mass „glaubwürdig unverantwortlich“ wirken, zumal sie seit 14 Monaten den eigenen Zielwert für die Inflation unterbietet. Ansonsten droht Europa eine durch Deflation und Stagnation geprägte Wirtschaft, wie Japan es in den 1990er Jahren bitter erfahren hat.

PS:

Laufzeitprämie (term premium). Die Laufzeitprämie wird geschätzt. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Laufzeitprämie zu schätzen. Es gibt dazu verschiedene Methoden.

Eine entscheidende Komponente der Laufzeitprämie ist die Erwartungen der Investoren im Hinblick auf den Verlauf der kurzfristigen Zinsen im Vergleich zum Verlauf der Zinsen am langen Ende der Ertragskurve (yield curve).



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