Der Wechselkurs und der
anhaltende Rückgang der Inflation sind zur Zeit die am häufigsten zitierten
Barometer der Geldpolitik im Euro-Raum.
Nachdem die Anzeichen sich
mehren, dass Spanien in eine Deflation
abrutscht, braucht es wahrscheinlich nur noch schlechtere Wachstumsraten für
die EU, damit die EZB endlich reagiert.
Dennoch stehen die Chancen
schlecht, dass die EZB eine mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) ankündigt. In den
Medien ist öfter die Rede von hohen politischen Kosten eines Anleihekauf-Programms
à la Fed oder Bank of England (BoE), weshalb Mario Draghi sich zurückhält, eine
QE-Politik in Angriff zu nehmen.
Bemerkenswert ist ferner, dass
die Laufzeitprämien (term premium)
für deutsche Staatsanleihen deutlich negative Werte aufweisen. Es handelt sich
dabei um einen Massstab für die von den Investoren erwartete Einschätzung des Zinsrisikos.
Laufzeitprämie (term premium) für deutsche Staatsanleihen, Graph:
Morgan Stanley
Der Verlauf der Laufzeitprämie
für German Bunds mag auf den ersten Blick den Eindruck hinterlassen, als ob die
Renditen nicht wesentlich weiter fallen könnten.
Eine QE-Politik kann aber auf die
Wirtschaft auf andere Weise auswirken. Zum Beispiel als „forward guidance“,
womit die Erwartungen
in Bezug auf den Zeitpunkt der künftigen Zinserhöhungen hinausgeschoben würden.
Mit anderen Worten: Die EZB kann
durch Begünstigung einer höheren Inflationserwartung tail risks in Sachen Deflation entgegenwirken.
QE ist das einzig grosse
geldpolitische Instrument, das die Schwerarbeit leisten kann, betont Wolfgang Münchau in einem Kommentar („Europe’s central bankers talk too much and
act too little“) in FT.
Die EZB kann also in einem
gewissen Mass „glaubwürdig unverantwortlich“ wirken, zumal sie seit 14 Monaten
den eigenen Zielwert für die Inflation unterbietet. Ansonsten droht Europa eine
durch Deflation und Stagnation geprägte Wirtschaft, wie Japan es in den 1990er
Jahren bitter erfahren hat.
PS:
Laufzeitprämie (term premium). Die Laufzeitprämie wird geschätzt. Es ist eine anspruchsvolle
Aufgabe, die Laufzeitprämie zu schätzen. Es gibt dazu verschiedene Methoden.
Eine entscheidende Komponente der
Laufzeitprämie ist die Erwartungen der Investoren im Hinblick auf den Verlauf
der kurzfristigen Zinsen im Vergleich zum Verlauf der Zinsen am langen Ende der
Ertragskurve (yield curve).
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