Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am 12. März im Rahmen ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung festgehalten, dass sich 1) die wirtschaftliche Lage seit Dezember 2008 deutlich verschlechtert hat und 2) die Deflationsrisiken gestiegen sind. Die Nationalbank hat daher die monäteren Bedingungen kräftig gelockert und den Kauf von Anleihen im offenen Markt angekündigt. Zugleich hat die SNB begonnen, Devisenkäufe am Markt zu tätigen. Warum? Weil durch die weltweite Rezession ausgelöste Unsicherheit zu einer starken Aufwertung des Franken geführt hat, was wiederum die expansiven Auswirkungen der Zinssenkungen „neutralisiert“ hat.
CH Zinsmarkt, Graph: SNB
rot: repo o/n, grün: 3-Monats-Libor, blau: Rendite der Bundesobligationen
Der Schritt der SNB, am Markt Devisen zu kaufen, um eine weitere Aufwertung des Frankens zu verhindern, wurde im Ausland scharf kritisiert. Die Strategie der SNB ziele darauf hin, durch künstliche Abwertung der eigenen Währung Handelsvorteile auf Kosten des Auslands zu erlangen, hiess es. Unter anderem war die Rede von einem drohenden „Abwertungswettlauf“.
In einem Referat erläuterte Philipp Hildebrand, Vizepräsident der SNB gestern in Bern, dass die Devisenkäufe der Nationalbank „ein ergänzendes Notinstrument zur Bekämpfung der Deflationsgefahr“ sind. Damit die aussergewöhnlichen Massnahmen (z.B. „quantitative easing“) nicht schnell verpuffen, gilt es für die SNB, eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens zu verhindern. Es geht also keineswegs um eine „beggar thy neighbour“ Politik. Eine neuerliche Aufwertung des Franken berge laut Hildebrand die Gefahr einer nachhaltigen deflationären Dynamik in der Schweiz. Im Vergleich mit der EZB hat die SNB den Auftrag, nicht nur die Preisstabilität zu gewährleisten, sondern auch der konjunkturellen Lage Rechnung zu tragen. Das bedeutet, dass sowohl Inflation als auch Deflation vermieden werden sollen. Die SNB hat daher recht, in diesem widrigen Marktumfeld an ihrer Versicherungsstrategie festzuhalten. Es darf in diesem Zusammenhang angemerkt werden, dass es Osteuropa ist, das von der Abschwächung des Frankens profitiert, weil auf diese Weise die Schuldenlast der Region sinkt. Also keine Angst vor einem Währungskrieg. Eher sollten sich die Länder an der Nase fassen, die mit Lohndumping ihre Marktmacht ausnutzen, jährlich neue Exportrekorde zu brechen.
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