Im Zuge der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise hat sich auch am Goldmarkt eine historische Konstellation herausgebildet. Der Verlauf der Forwardkurve für Gold hat am 2. Dezember erstmals in der Geschichte eine Backwardation-Formation angenommen. Mit anderen Worten fällt die Forwardkurve. Das bedeutet, dass die kurzlaufenden Kontrakte teurer sind als die Futures mit längeren Laufzeiten. Hier entstehen also für den Inhaber eines entsprechenden Kontrakts sog. „Rollgewinne“.
Gold Future Febr., Graph: wsj.com
Anhand des niedrigeren Umsatzes und den steigenden Verleihzinsen ist zu erkennen, dass das Angebot an physischem Gold eingebrochen ist. Offenbar haben viele Akteure am Goldmarkt Angst, dass das geliehene Gold ihnen nicht zurückbezahlt werden kann. Die Zinsen für die Goldleihe pendelte vor der Lehman-Pleite zwischen 0 und 0,5% pro Jahr. Zur Zeit betragen sie 1,9%. Da zugleich am Geldmarkt dank Zentralbanken die Zinsen stark gesunken sind, sehen Spekulanten weniger Anreiz, Gold zu leihen, um es später am Markt zu verkaufen. Der Erlös ist nun sehr mickrig.
Gold (1Y), Graph: marketwatch.com
Die Rezession dürfte andererseits auf der Nachfrage nach Goldschmuck (1/3 der gesamten Goldnachfrage) lasten. Das Edelmetall gilt bekanntlich als altbewahrten Inflationsschutz. Die Inflation stellt aber zur Zeit kein Problem dar. Die Marktteilnehmer befürchten eine Deflation. Die Rede ist von einem allgemeinen Rückgang des Preisniveaus. Die Menschen wollen derzeit nichts anders als ihr Geld schützen. Sie streben nicht unbedingt Gewinn an. Deswegen überlassen sie ihr Geld dem amerikanischen Staat und verlangen dafür nicht einmal Zins. Der amerikanische Staat gilt nach wie vor als erstklassiger Schuldner. Das Schatzamt begab am Dienstag 30 Mrd. Dollar an Schatzwechseln (T-Bills) mit einer Laufzeit von vier Wochen zu einem Zinssatz von null Prozent.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen