Dienstag, 1. März 2016

Sparpolitik an der Nullzinsgrenze

Die annualisierte Inflation im Euro-Raum ist im Februar unter die Null-Marke gefallen. Wie es aus einer von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union am Montag veröffentlichten Schnellschätzung hervorgeht, ist die jährliche Inflation auf minus 0,2% gesunken.

Auch die Kerninflation beläuft sich nun auf weniger als 1 Prozent: 0,7%. Das dürfte den Bemühungen der EZB, die Wirtschaft anzukurbeln, entgegenwirken. Denn wenn die Preise fallen, erhöht sich die reale Last der bestehenden Schulden.

Wenn die Preise um 1% fallen, und die nominalen Zinsen nahe null (zero lower bound) liegen, bedeutet dies, dass die Realzinsen 1% betragen. Und wenn dies zu hoch ist, um Wachstum im Einklang mit Kapazitäten zu fördern, wären negative Nominal-Zinsen erforderlich.

Es sieht demnach so aus, wie wenn die EZB im März die Zinsen tiefer in den negativen Bereich senken müsste.

Die Nullzinsgrenze ist in der Tat ein Hindernis für die Ausgestaltung einer optimalen Geldpolitik. Der Euro-Raum braucht aber mehr als eine optimale Geldpolitik; sondern eine angemessene Wirtschaftspolitik, die auch Lohnpolitik mit einschliesst.



Inflation im Euro-Raum fällt unter Null-Grenze im Februar, Graph: Bloomberg



Wie Heiner Flassbeck in seinem Blog unterstreicht, sind die tariflichen Wachstumsraten 2015 in Deutschland unter denen von 2014 liegen geblieben.

Die Bundesregierung verkündet zwar mit geschwellter Brust einen wachsenden Überschuss im Haushalt, um angeblich das Vertrauen von Unternehmen zu gewinnen, aber die Unternehmen investieren nicht, weil es eindeutig an Nachfrage mangelt, während auch die öffentlichen Investitionen nicht vom Fleck kommen.



Breakeven-Sätze (10 Jahre); Inflationserwartungen im Vergleich, in Grossbritannien, den USA, im Euro-Raum und in Japan, Graph: Morgan Stanley

Die Sparpolitik hat die Probleme in Europa nicht gelöst, sondern verschlimmert. Die Gürtel-enger-schnallen-Politik in einem schwer angeschlagenen Umfeld der europäischen Wirtschaft hat vor dem Hintergrund der stagnierenden Löhne in der Tat das Potential, das europäische Projekt zu zerstören.

Die Besessenheit von Austerität ist, während die Kreditaufnahme so gut wie nichts kostet, einfach irrsinnig, bemerkt Martin Wolf in FT treffend.





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