Die SNB hat heute den Geschäftsbericht 2015
vorgelegt. Der Rechenschaftsbericht enthält zahlreiche sehenswerte Abbildungen.
Aufgrund des wachsenden Spektrums der
Staatsanleihen mit Negativ-Renditen ist es interessant, sich den Verlauf der
Notenbankgeldmenge (Geldbasis) und der Inflation etwas näher anzusehen.
Die Schweizer Notenbankgeldmenge ist im Jahr 2015
im Vergleich zum Jahr 2014 um 80 Mrd. CHF gestiegen. Die Geldbasis besteht aus dem
Notenumlauf und den Sichtguthaben der Banken bei der SNB.
Der Anstieg ist auf die mengenmässige Lockerung
der Geldpolitik durch die SNB zurückzuführen, v.a. auf die Devisenkäufe am
offenen Markt.
Der Hauptteil des Anstiegs der Notenbankgeldmenge entfällt auf
höhere Sichtguthaben der Banken bei der SNB. Die SNB stellt nach eigenen
Angaben keine Bargeldhaltung grösseren Aussmasses fest.
Notenbankgeldmenge , Graph: SNB in Quarterly Bulletin 1, March 2016
Wie sieht es mit der Inflation aus?
Die Inflation (gemessen an sowohl CPI als auch
PPI) verläuft nach wie vor unter der Null-Marke. Das heisst, dass der massive
Anstieg der Notenbankgeldmenge nicht zu einem Anstieg der Inflation geführt
hat.
Entwicklung der Schweizer Konsumentenpreise (CPI),
Graph: SNB in Annual Report 2015
Das ist genau die Aussage der Theorie der
Liquiditätsfalle (liquidity trap):
Wenn die Wirtschaft auf der Nullzins-Grenze (zero lower bound) landet, verliert die Geldpolitik an Zugkraft. Und
zweitens löst Haushaltsdefizit kein crowding-out
aus. Und drittens sind die fiskalischen Multiplikatoren (viel) höher als sonst.
Ausgabenkürzungen und/oder Steuererhöhungen
sollten daher zurückgestellt werden, bis die Wirtschaft nicht mehr schwer
angeschlagen ist.
Entwicklung der Kerninflation (core) und getrimmter
Mittelwert (trimmed mean), Graph: SNB in Annual Report 2015
Beim getrimmten Mittelwert (trimmed mean inflation) werden jeden Monat die Waren
Dienstleistungen mit den extremsten Preisveränderungen gegenüber dem
Vorjahresmonat ausgeklammert (je 15%
an beiden Enden der Verteilung).
Man kann natürlich auch hoffen und bangen, dass
der Staub sich irgendwann ablegt. Aber zu welchem Preis? Wie lange kann der
Verlust der Produktionskapazität in Kauf genommen werden? In der Schweizer Industrie
geht die Beschäftigung weiter zurück. Die Streichung von Stellen setzt sich auch 2016
fort.
Schweizer Arbeitslosigkeit, Graph: SNB in Annual Report 2015
Es ist nicht einfach, die wirtschaftliche Flaute zu
messen. Vielleicht hat sich die Produktionskapazität per Zufall mit der
Finanzkrise zur gleichen Zeit verlangsamt. Wenn wir aber die aktuellen Daten
ernst nehmen sollten, stellen wir fest, dass sich möglicherweise Hysterese-Effekte
andeuten.
Notenbankgeldmenge (monetary base) und Geldmengenaggregate (M1, M2 und M3), Graph:
SNB in Annual Report 2015
Es liegt auf der Hand, dass der Sparkurs in
Europa viel Leid für die Menschen verursacht hat. Ben Bernanke hat vor vier Jahren
festgehalten, dass hauptsächlich das schwache Wirtschaftswachstum für die hohe
Arbeitslosenquote verantwortlich ist.
Im Übrigen gelten die Schlussfolgerungen, die die Theorie der Liquiditätsfalle nahelegt, insbesondere für die Entscheidungsträger in der Eurozone, die aus ideologischen Gründen den Einsatz von Fiskalpolitik ablehnen, obwohl die Geldpolitik ausgeschöpft ist und kaum nennenswerte Auswirkungen entfaltet.
1 Kommentar:
Die Arbeitslosenquote sieht kurzfristig seit 2011 schon dramatisch aus (von 2,6 auf 3,6%). Allerdings ist mir aufgefallen, dass bereits 2005 die Arbeitslosenquote bei 3,8 % und 2009 die Quote bei 3.7 % lag. Fazit für mich: es gab in den letzten 10 Jahren immer gewisse Schwankungen. Und wenn man noch länger zurückgeht, dann dann gehört dies vielleicht zum normalen Ablauf der Wirtschaft? Kurzfristig gesehen glaube ich (noch) nicht, dass die Politik und die Nationalbank in den letzten fünf Jahren so viel falsch gemacht haben.
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