Donnerstag, 24. März 2016

Notenbankgeldmenge und stagnierende inländische Endnachfrage

Die SNB hat heute den Geschäftsbericht 2015 vorgelegt. Der Rechenschaftsbericht enthält zahlreiche sehenswerte Abbildungen.

Aufgrund des wachsenden Spektrums der Staatsanleihen mit Negativ-Renditen ist es interessant, sich den Verlauf der Notenbankgeldmenge (Geldbasis) und der Inflation etwas näher anzusehen.

Die Schweizer Notenbankgeldmenge ist im Jahr 2015 im Vergleich zum Jahr 2014 um 80 Mrd. CHF gestiegen. Die Geldbasis besteht aus dem Notenumlauf und den Sichtguthaben der Banken bei der SNB.

Der Anstieg ist auf die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik durch die SNB zurückzuführen, v.a. auf die Devisenkäufe am offenen Markt. 

Der Hauptteil des Anstiegs der Notenbankgeldmenge entfällt auf höhere Sichtguthaben der Banken bei der SNB. Die SNB stellt nach eigenen Angaben keine Bargeldhaltung grösseren Aussmasses fest.


Notenbankgeldmenge , Graph: SNB in Quarterly Bulletin 1, March 2016



Wie sieht es mit der Inflation aus?

Die Inflation (gemessen an sowohl CPI als auch PPI) verläuft nach wie vor unter der Null-Marke. Das heisst, dass der massive Anstieg der Notenbankgeldmenge nicht zu einem Anstieg der Inflation geführt hat.


Entwicklung der Schweizer Konsumentenpreise (CPI), Graph: SNB in Annual Report 2015


Das ist genau die Aussage der Theorie der Liquiditätsfalle (liquidity trap): Wenn die Wirtschaft auf der Nullzins-Grenze (zero lower bound) landet, verliert die Geldpolitik an Zugkraft. Und zweitens löst Haushaltsdefizit kein crowding-out aus. Und drittens sind die fiskalischen Multiplikatoren (viel) höher als sonst.

Ausgabenkürzungen und/oder Steuererhöhungen sollten daher zurückgestellt werden, bis die Wirtschaft nicht mehr schwer angeschlagen ist.



Entwicklung der Kerninflation (core) und getrimmter Mittelwert (trimmed mean), Graph: SNB in Annual Report 2015

Beim getrimmten Mittelwert (trimmed mean inflation) werden jeden Monat die Waren Dienstleistungen mit den extremsten Preisveränderungen gegenüber dem Vorjahresmonat ausgeklammert (je 15% an beiden Enden der Verteilung).


Man kann natürlich auch hoffen und bangen, dass der Staub sich irgendwann ablegt. Aber zu welchem Preis? Wie lange kann der Verlust der Produktionskapazität in Kauf genommen werden? In der Schweizer Industrie geht die Beschäftigung weiter zurück. Die Streichung von Stellen setzt sich auch 2016 fort.



Schweizer Arbeitslosigkeit, Graph: SNB in Annual Report 2015

Es ist nicht einfach, die wirtschaftliche Flaute zu messen. Vielleicht hat sich die Produktionskapazität per Zufall mit der Finanzkrise zur gleichen Zeit verlangsamt. Wenn wir aber die aktuellen Daten ernst nehmen sollten, stellen wir fest, dass sich möglicherweise Hysterese-Effekte andeuten.

  


Notenbankgeldmenge (monetary base) und Geldmengenaggregate (M1, M2 und M3), Graph: SNB in Annual Report 2015

Es liegt auf der Hand, dass der Sparkurs in Europa viel Leid für die Menschen verursacht hat. Ben Bernanke hat vor vier Jahren festgehalten, dass hauptsächlich das schwache Wirtschaftswachstum für die hohe Arbeitslosenquote verantwortlich ist.

Im Übrigen gelten die Schlussfolgerungen, die die Theorie der Liquiditätsfalle nahelegt, insbesondere für die Entscheidungsträger in der Eurozone, die aus ideologischen Gründen den Einsatz von Fiskalpolitik ablehnen, obwohl die Geldpolitik ausgeschöpft ist und kaum nennenswerte Auswirkungen entfaltet.








1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Die Arbeitslosenquote sieht kurzfristig seit 2011 schon dramatisch aus (von 2,6 auf 3,6%). Allerdings ist mir aufgefallen, dass bereits 2005 die Arbeitslosenquote bei 3,8 % und 2009 die Quote bei 3.7 % lag. Fazit für mich: es gab in den letzten 10 Jahren immer gewisse Schwankungen. Und wenn man noch länger zurückgeht, dann dann gehört dies vielleicht zum normalen Ablauf der Wirtschaft? Kurzfristig gesehen glaube ich (noch) nicht, dass die Politik und die Nationalbank in den letzten fünf Jahren so viel falsch gemacht haben.