Die EZB-Geldpolitik trifft deutsche Sparer hart.
Die historisch niedrigen Zinsen bringen Sparer zur Verzweiflung. Niedrigzinsen
kosten deutsche Sparer 300 Mrd. EUR. Wer rettet die deutschen Sparer vor der
EZB? Enteignung der Sparer. So lauten einige der Überschriften in den
Mainstream-Medien in Deutschland.
Man kann sich dabei des Eindrucks nicht erwehren,
wie wenn die EZB oder die anderen Zentralbanken (Fed, BoJ, SNB usw.) die Zinsen
künstlich niedrig halten würden. Die niedrigen Zinsen sind aber eine Folge der
Finanzkrise von 2008, nicht die Ursache.
Die wirtschaftspolitische Konzeption hinter den
Niedrigzinsen entstammt dem neoliberalen Dogma: restriktive Fiskalpolitik. Es
sind die kontraktiven Kräfte, die disinflationäre bzw. deflationäre Tendenzen
auslösen.
Schliesslich ist die EZB für die kurzfristigen
Zinsen verantwortlich. Die längerfristigen Zinsen werden durch
realwirtschaftliche Faktoren bestimmt. Dafür ist die von den EU-Behörden
bevorzugte Wirtschaftspolitik mit Lohn-Moderation) und Haushaltskonsolidierung (unabhängig
davon, wie schwer die Wirtschaft angeschlagen ist) ausschlaggebend.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die
Bemerkung von Simon Wren-Lewis heute
in seinem Blog, dass die Austeritätspolitik auch für den anhaltenden Anstieg der
Immobilienpreise in Grossbritannien verantwortlich ist, wo es für junge Leute immer
schwieriger wird, in London zu wohnen und zu arbeiten.
Alle konzentrieren sich verständlicherweise auf
das stagnierende Angebot. Allerdings kann Housing
(Häusermarkt) auch als Vermögenswert betrachtet werden, erläutert der an der Oxford University lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Aktienpreise können zulegen, wenn die zukünftige
Profitabilität steigt. Aber sie können auch steigen, wenn die erwarteten
Realzinsen fallen. Das gilt auch für Housing,
wenn es als Vermögenswert gehandelt wird, oder als eine Möglichkeit für den
Ruhestand zu sparen. Und so verhalten sich die Wohnungspreise ähnlich wie
Aktien (Mietzins eine Art Dividende).
Ein Mangel an Angebot im Verhältnis zu
Nachfrage erhöht die Mietpreise. Und auch wenn die Mieten gleichbleiben,
steigen die Wohnungspreise wegen des Rückgangs der erwarteten Realzinsen, weil
die Mieten wertvoller werden, im Vergleich zu fallenden Erträgen von
alternativen Formen von Finanzanlagen.
Das Ende der Austerität-Politik, die ja die
Nachfrage aus der Wirtschaft via Haushaltskonsolidierung absaugt, würde es
Zentralbanken erlauben, die Zinsen viel schneller zu erhöhen, betont
Wren-Lewis. Was er damit meint, ist, dass die Zinsen heute ohne Austerität bestimmt
höher liegen würden.
Stetig steigende Immobilienpreise führen zu
einem noch nie da gewesenen hohen Niveau der privaten Verschuldung. Und so wird
der Traum vieler jungen Menschen zerstört, ein eigenes Haus zu bauen. Eine
Antwort darauf ist, mehr Häuser herzustellen. Aber eine andere ist, eine
bessere Wirtschaftspolitik zu betreiben. Dass die Häuserpreise während einer
Austerität steigen, ist eine Eigenschaft der restriktiven Fiskalpolitik.
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