Sieben Jahre unkonventionelle Geldpolitik – Immer
noch kein Land in Sicht. Etwa so kann man die aktuelle Lage um die
Wirtschaftspolitik in den fortentwickelten Volkswirtschaften beschreiben.
Die Mehrzahl der vernünftigen Ökonomen ist sich zwar
einig, dass die globale Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle festsitzt. Aber der
Teufel steckt im Detail. Oder nicht?
Nachdem die konventionelle Geldpolitik an der Nullzinsgrenze
an Zugkraft verloren hat, griffen moderne Zentralbanken auf unkonventionelle Instrumente zurück:
ZIRP (zero interest rate policy),
Interventionen am Devisenmarkt,
QE (quantitative easing),
QQE (quantitative-qualitative easing),
NIRP (negative interest rate policy).
Während der ideologische Diskurs immer noch einen
Schatten auf die Wirtschaftspolitik, die heute angemessen wäre, wirft, ist noch
kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Dabei sollte die Wissenschaft als
Prozess zur Beilegung von Meinungsverschiedenheiten dienen.
Wo liegt der Haken?
Die EZB verfehlt ihr eigenes Inflationsziel (nach
unten), Graph: Simon Tilford und
Christian Odendahl in: „Time for Regime Change in Frankfurt“
Es wird ein Zweikampf zwischen Hayek und Keynes konstruiert, wie die Süddeutsche Zeitung es neulich präsentiert hat, erklärt Heiner Flassbeck in einem Video-Beitrag in seinem Blog.
Der ehemalige Chefökonom von UNCTAD sagt, dass es
fundamental falsch ist, den Eindruck zu erwecken, wie wenn die beiden theoretischen
Ansätze gleichartig wären. Natürlich stehen ideologische Positionen dahinter.
Es wird aber zu wenig darüber nachgedacht, dass
man sich auf diesen Zweikampf nicht einlassen darf, als ob man zwischen zwei
Weltsichten entscheiden müsste, ob man Keynesianer oder Hayekianer wird.
Denn es geht um die gesamtwirtschaftliche
Dimension des ökonomischen Denkens, welche wirtschaftspolitischen
Schlussfolgerungen ermöglicht. Und das hat im Grunde genommen mit Hayek und
Keynes nichts zu tun. Im Hintergrund steht der Wandel von Mikro zu Makro.
Das Fatale an der vorherrschenden Lehre ist, dass
die makroökonomische Stabilisierung der Wirtschaft ausschliesslich der Zentralbank überlassen
wird, und zwar mit dem Auftrag von Inflationssteuerung.
Die Zentralbank versucht zunächst die Wirtschaft mit
der konventionellen Geldpolitik anzukurbeln. Gelingt es nicht, verwendet sie
unkonventionelle Geldpolitik. Kommt die Nachfrage nicht in Schwung, wird die bisherige
Politik weiter und weiter fortgesetzt, unabhängig davon, wie viele Jahre inzwischen
vergehen und wie viele Menschen dabei arbeitslos werden.
Der Einsatz der Fiskalpolitik wird
ausgeschlossen, weil die Regierung aus ideologischen Gründen zur
Haushaltskonsolidierung verpflichtet wird, unabhängig davon, wie schwer die
Wirtschaft angeschlagen ist.
Eine wichtige Frage wird aber dabei ignoriert,
wie Adair Turner in einem
lesenswerten Artikel („Are Central Banks
Really Out of Ammunition?“) in Project Syndicate erläutert: Ob wir Regeln entwerfen und
institutionelle Verantwortlichkeiten zuordnen können, um sicherzustellen, dass monetary financing nur in einer
entsprechend moderaten und disziplinierten Art und Weise verwendet wird.
Wenn politische Unverantwortlichkeit unvermeidbar
ist, dann sind wir wirklich ausgeliefert. Aber wenn wir denken, dass das
Disziplin-Problem gelöst werden kann, dann müssen wir damit anfangen, die
richtigen Regeln und Aufgabenverteilung neu zu formulieren, so der ehemalige
Vorsitzende der britischen Financial Service Authority.
Helicopter Money: Die EZB könnte das Geld den
Bürgern schenken, Graph: faznet
Die beiden Ökonomen von Centre for European Reform vertreten aber die Meinung, dass die EZB das Helicopter Money (Geldabwurf aus dem Hubschrauber) nur dann in Betracht ziehen würde, wenn
es absolut keine Alternative gäbe und nur dann, wenn alle anderen grossen
Zentralbanken es schon versucht hätten.
Das bedeutet am Schluss, dass die EZB es weiterhin nicht schafft, das Inflationsziel im Euro-Raum zu erfüllen, mit schweren Folgen für Millionen von Menschen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen