Die lockere Geldpolitik spielt sicherlich eine
wichtige Rolle in der gegenwärtig anhaltenden Krise. Das ist nicht
abzustreiten. Aber wir sollten uns dabei nicht nur auf die Geldpolitik
verlassen, die ja in erster Linie den Interessen der Banken, Kreditgebern und
Eigentümern von Kapital dient, schreibt George
Magnus in einem Kommentar in FT.
Trotz der Fortsetzung der mengenmässigen
Lockerung der Geldpolitik (genannt QE, quantitative
easing), der Nullzinspolitik (ZIRP) und neuerdings auch der Negativzinsen
(NIRP) ist immer noch kein Licht am Ende des konjunkturellen Tunnels zu
erblicken.
Seit 2008-2009 wenden die Politiker die gleiche
Marke von Geldpolitik an, die die Austerität verstärkt und die Ungleichheit in
Generationen weiter fördert, wie der Senior Wirtschaftsberater der UBS
Investmentbank weiter darlegt. Nun sei es Schluss mit der Besessenheit von
Geldpolitik, bevor es zu spät wird. Erforderlich sind seiner Ansicht nach erhöhte
Staatsausgaben, um Investitionen zu stützen.
Auch Ben
Bernanke bemerkt in seinem Blog am Freitag, dass Anzeichen sich inzwischen
mehren, dass die Geldpolitik sowohl in den USA als auch in anderen
Industrieländern an ihre Grenzen gestossen ist, was es noch wichtiger mache, dass
eine kollektive Reaktion auf die Wachstumsschwäche andere politische Massnahmen
einschliessen müsse: insbesondere die Fiskalpolitik.
Eine ausgewogene geld- und fiskalpolitische
Antwort wäre wirksam und würde zugleich die Notwendigkeit verringern, immer
länger unkonventionelle Instrumente einzusetzen, unterstreicht der frühere Fed-Präsident.
Der (real) effektive US-Leitzins (Fed Funds Rate), Graph: Ben Bernanke
Interessant ist vor diesem Hintergrund die
aktuelle Ausssage von Mario Draghi zum
Geldabwurf aus dem Helikopter.
Der EZB-Präsident hat im Rahmen seiner
Pressekonferenz am 10. März 2016 gesagt, dass „wir noch nicht wirklich über
Helicopter Money nachgedacht haben“. Es sei ein sehr interessantes Konzept, das
von akademischen Ökonomen und in verschiedenen Feldern diskutiert werde. Das
Konzept sei aber von der EZB nicht wirklich untersucht worden. Auf den ersten
Blick sei eine gewisse Komplexität miteingeschlossen, was die Rechnungslegung und
den rechtlichen Status betrifft. „Geldabwurf aus dem Helikopter“ kann viele
verschiedene Dinge bedeuten. Das müssen wir uns ansehen, so Draghi als Fazit.
Helicopter Money ist die letzte Rettung, bemerkt Adair Turner in seinem lesenswerten
Buch („Between Debt and the Devil“),
das Ende 2015 präsentiert wurde. Der ehemalige Chef der britischen Finanzaufsicht
FSA befürwortet die Finanzierung der Staatsausgaben durch die Notenbank.
Die EZB kann nicht aus dem Hut zaubern. Kritiker
argumentieren, dass es den meisten Banken in Europa nicht an Liquidität
mangele, sondern an Eigenkapital.
An das neue Kreditprogramm (genannt TLTRO II)
wird daher nicht viel Hoffnung geknüpft, wo die EZB eine Prämie an die Banken
zahlt, die mehr Kredit vergeben.
Die Theorie der „Liquiditätsfalle“ (liquidity trap) erklärt eigentlich,
warum der geldpolitische Stimulus schwer wird, wenn die nominalen Zinsen nahe
Null liegen (zero lower bound). Das
ist auch der Grund, warum sich die Erholung der Wirtschaft seit 2008 hinauszögert.
Zur Erinnerung: Der Schuldabbau (deleveraging) ist einer der
entscheidenden Faktoren hinter der Great
Recession von 2008-2009. Und er schadet der Wirtschaft, weil die
Kreditnehmer gezwungen werden, die Kreditgeber zu bedienen, d.h. die Schulden
zurückzuzahlen.
Aber die Kreditgeber sparen heute viel mehr als die Kreditnehmer.
Wenn die Geldmittel von grossen Spendern zu sparsamen Kreditnehmern wandern, verringert sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, wie in einem
lesenswerten Gastbeitrag von zwei Ökonomen aus der Johns Hopkins University und
MIT im Blog Econbrowser festgehalten wird.
1 Kommentar:
Aber die Kreditgeber sparen heute viel mehr als die Kreditnehmer. Wenn die Geldmittel von grossen Spendern zu sparsamen Kreditnehmern wandern.
Muss das nicht sein: zu sparsamen Kreditgebern (zurück)wandern?
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