Japan hat am Dienstag zum
ersten Mal eine Staatsanleihe mit 10 Jahren Laufzeit mit einer Negativ-Rendite
verkauft: -0,024%.
Auf der Versteigerung, wo das Verhältnis der
Gebote zum Angebot mit mehr als das 3-fache auffiel, wurden 19,4 Mrd. USD (2'200 Mrd. JPY) zugeteilt.
Die Kommentare meinen, dass es sich dabei um eine
Deckung von Short-Positionen (in Erwartung von Negativ-Renditen) handelt, da in
erster Linie Händler und Spekulanten an der Auktion teilgenommen hätten.
Interessant ist aber die Beobachtung, dass Japan
mit einer Verschuldung im Verhältnis zum BIP von 250% (debt-to-GDP ratio) überhaupt eine Staatsanleihe mit
Negativ-Rendite verkaufen kann.
Die konservativen Anhänger der neoklassischen
Lehre erzählen uns zumindest seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 tagein
tagaus, dass die Confidence Fairy
(Vertrauen Fee) die Regierungen, die ihre Haushaltsdefizite abbauen, durch die
Ankurbelung des privaten Verbrauchs belohnen würde.
Sonst würden die sog. Bond Vigilantes solche
Regierungen, die mit hohen Haushaltsdefiziten arbeiten, bestrafen, sodass die
Renditen durch die Decke schiessen würden.
Negativ-Rendite auf der Versteigerung von
japanischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: FT
Der Versuch, in einer schwer angeschlagenen
Wirtschaft durch Sparpolitik einen Aufschwung herbeizuführen, ist aber kläglich
gescheitert, was ohnehin von Anfang an klar war. Der Euro-Raum kann ein Lied
davon singen.
Japans Rendite-Kurve (yield curve) wird flacher, Graph:
Bloomberg
Die europäische Krise war nicht durch eine
verschwenderische Haushaltspolitik verursacht worden. Spanien beispielsweise
hatte am Vorabend der Krise einen Überschusss im Haushalt.
Die europäischen Entscheidungsträger diktierten
jedoch aus ideologischen Gründen Ausgabenkürzungen, um eine Austeritätspolitik
durchzusetzen. Das erklärte Ziel war, durch sparsame Haushaltsführung das
Vertrauen der Marktteilnehmer (v.a. von Unternehmen) zu gewinnen, um via
erhöhte Investitionen den Konsum zu animieren.
Das Ergebnis liegt nun auf der Hand: hohe
Arbeitslosigkeit, Niedriginflation, Negativ-Renditen, wachsende Ungleichheit und soziale Spaltung der Gesellschaft.
Japan, die Rendite der Staatsanleihen mit 10
Jahren Laufzeit sinkt auf der Auktion von heute unter null, Graph: Bloomberg
Moral der Geschichte: Austeritätspolitik
funktioniert in einem Abschwung nicht. Das einzelwirtschaftliche Denken für die
Gesamtheit ist falsch („Paradox of thrift“).
PS: Die Preissteigerung in der
Eurozone ist im Februar erstmal seit September 2015 wieder in den Minusbereich gefallen:
-0,2%.
Der Wert der Staatsanleihen mit einer negativen
Rendite weltweit beläuft sich derzeit nach Angaben von JPMorgan auf rund 5'900 Mrd.
EUR, Graph: FT
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