Donnerstag, 3. März 2016

Der Fall für Investitionen in die Infrastruktur

Eine Tatsache ist, dass das amerikanische Wirtschaftswachstum seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 immer noch enttäuschend niedrig ist.

Während die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit unter 2% verläuft, ist es schwer, sich eine bessere Zeit für erweiterte Investitionen in die Infrastruktur vorzustellen, zumal der Anteil von Infrastrukturinvestitionen am BIP niedriger ist als es seit 1947 je gewesen ist, wie Larry Summers in einem lesenswerten Beitrag im Blog Capital Ideas hervorhebt.

Sein Vorschlag vor diesem Hintergrund lautet, dass die privaten Investitionen in die Infrastruktur gefördert werden sollen.

Auch Mark Thoma befasst sich mit dem Thema Infrastrukturinvestitionen. Der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor unterstreicht in einem Artikel in CBS Money Watch Amerikas erheblichen Bedarf an Infrastruktur.

Der Fall ist laut Thoma aus zwei weiteren Gründen besonders attraktiv: 

(1) Die Investitionen in die Infrastruktur können die Produktionskapazität verbessern und das Wirtschaftswachstum erhöhen. 

(2) Die Löhne stagnieren seit langer Zeit und der Arbeitsmarkt hat sich noch nicht ganz erholt. Die öffentlichen Ausgaben für die Infrastruktur würden für mehr Beschäftigung für Menschen sorgen. Und so würden mit der sukzessiven Erholung der Arbeitsmärkte auch die Löhne allmählich steigen.



Die Wirtschaft scheint immer noch in einer Liquiditätsfalle zu stecken, Graph: Paul Krugman in NYTimes


Dass im heutigen Umfeld der Wirtschaft ein Imperativ ist, die Investitionslücke zu schliessen, ist auch aus Sicht von Laura Tyson unumstritten. Die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin bemerkt in einem Kommentar in Project Syndicate, dass Investitionen im Privatsektor immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen.

Nach Angaben von IWF sind private Investitionen seit 2008 (bis Ende 2014) im Durchschnitt um 25% zurückgegangen sind, wenn man die Zeit vor der Krise betrachtet.

Investitionen im Privatsektor sind schwach, weil die Erholung der Wirtschaft schwach ist. Erhöhte Investitionen durch den öffentlichen Sektor würden auch die privaten Investitionen ankurbeln, schreibt die frühere Wirtschaftsberaterin von Präsident Bill Clinton mit Nachdruck.

Narayana Kocherlakota hingegen mahnt in seinem Blog freundlich an, obwohl auch er die Idee unterstützt, öffentliche Investitionen zu erhöhen, dass die Auswirkung der erhöhten Ausgaben durch den öffentlichen Sektor auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung entscheidend davon abhängt, wie die US-Notenbank darauf antworte.

Sollte die Fed die Zinsen erhöhen, würde das Wachstum des Konsums der die privaten Haushalte und die Investitionen der Unternehmen eingeschränkt werden. Die Fed könnte sogar die Auswirkungen eines Konjunkturprogramms auf die gesamtwirtschaftliche Produktion vollkommen vereiteln, erklärt der frühere Fed Präsident von Minneapolis.

Warum würde aber die Fed auf erhöhte Ausgaben der Regierung für Infrastruktur mit Zinserhöhung reagieren? Die Antwort liegt auf der Hand: Angst vor Inflation.

Die Geldpolitik wirkt sich nämlich nicht sofort auf die Wirtschaft aus, weil es einen Verzögerungseffekt (time lag) zwischen dem Einsatz der Geldpolitik und den Auswirkungen auf die Produktion und die Inflation gibt. Die Fed muss daher genau einschätzen können, bevor sie die Zinspolitik bestimmt, wo die Wirtschaft in sechs Monaten landet.



Anlageinvestitionen in den USA, Graph: FRED Fed St. Louis


Wenn die Wirtschaft nahe Vollbeschäftigung ist, wie die Fed heute zu denken scheint, dann besteht die Gefahr der Überhitzung der Wirtschaft, falls die Nachfrage zusätzlich stimuliert würde und dadurch Inflationsdruck entstünde. Die Fed würde unter diesen Umständen den geldpolitischen Kurs anziehen, um die Auswirkung der öffentlichen Ausgaben für die Infrastruktur auszugleichen.

Was aber, wenn die Fed falsch liegt?

Genau darum geht es heute in den USA in der aktuellen Debatte um die wirtschaftspolitische Pläne von Bernie Sanders und Professor Gerald Friedmans Beteuerung, wie James K. Galbraith das Ganze in einem lesenswerten Artikel zusammenfasst.










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