Eine Tatsache ist, dass das amerikanische
Wirtschaftswachstum seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 immer noch
enttäuschend niedrig ist.
Während die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10
Jahren Laufzeit unter 2% verläuft, ist es schwer, sich eine bessere Zeit für
erweiterte Investitionen in die Infrastruktur vorzustellen, zumal der Anteil
von Infrastrukturinvestitionen am BIP niedriger ist als es seit 1947 je gewesen
ist, wie Larry Summers in einem
lesenswerten Beitrag im Blog Capital Ideas hervorhebt.
Sein Vorschlag vor diesem Hintergrund lautet,
dass die privaten Investitionen in die Infrastruktur gefördert werden sollen.
Auch Mark
Thoma befasst sich mit dem Thema Infrastrukturinvestitionen. Der an der Oregon University lehrende
Wirtschaftsprofessor unterstreicht in einem Artikel in CBS Money Watch Amerikas
erheblichen Bedarf an Infrastruktur.
Der Fall ist laut Thoma aus zwei weiteren Gründen
besonders attraktiv:
(1) Die Investitionen in die Infrastruktur können die
Produktionskapazität verbessern und das Wirtschaftswachstum erhöhen.
(2) Die Löhne
stagnieren seit langer Zeit und der Arbeitsmarkt hat sich noch nicht ganz
erholt. Die öffentlichen Ausgaben für die Infrastruktur würden für mehr Beschäftigung
für Menschen sorgen. Und so würden mit der sukzessiven Erholung der
Arbeitsmärkte auch die Löhne allmählich steigen.
Die Wirtschaft scheint immer noch in einer Liquiditätsfalle
zu stecken, Graph: Paul Krugman in
NYTimes
Dass im heutigen Umfeld der Wirtschaft ein
Imperativ ist, die Investitionslücke zu schliessen, ist auch aus Sicht von Laura Tyson unumstritten. Die an der University of California, Berkeley
lehrende Wirtschaftsprofessorin bemerkt in einem Kommentar in Project Syndicate, dass Investitionen im Privatsektor
immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen.
Nach Angaben von IWF sind private Investitionen
seit 2008 (bis Ende 2014) im Durchschnitt um 25% zurückgegangen sind, wenn man
die Zeit vor der Krise betrachtet.
Investitionen im Privatsektor sind schwach, weil
die Erholung der Wirtschaft schwach ist. Erhöhte Investitionen durch den
öffentlichen Sektor würden auch die privaten Investitionen ankurbeln, schreibt die
frühere Wirtschaftsberaterin von Präsident Bill Clinton mit Nachdruck.
Narayana
Kocherlakota hingegen mahnt in seinem Blog freundlich an, obwohl auch er die Idee unterstützt, öffentliche Investitionen zu erhöhen, dass die Auswirkung der
erhöhten Ausgaben durch den öffentlichen Sektor auf das Wirtschaftswachstum und
die Beschäftigung entscheidend davon abhängt, wie die US-Notenbank darauf
antworte.
Sollte die Fed die Zinsen erhöhen, würde das
Wachstum des Konsums der die privaten Haushalte und die Investitionen der
Unternehmen eingeschränkt werden. Die Fed könnte sogar die Auswirkungen eines
Konjunkturprogramms auf die gesamtwirtschaftliche Produktion vollkommen
vereiteln, erklärt der frühere Fed Präsident von Minneapolis.
Warum würde aber die Fed auf erhöhte Ausgaben der
Regierung für Infrastruktur mit Zinserhöhung reagieren? Die Antwort liegt auf
der Hand: Angst vor Inflation.
Die Geldpolitik wirkt sich nämlich nicht sofort
auf die Wirtschaft aus, weil es einen Verzögerungseffekt (time lag) zwischen dem Einsatz der Geldpolitik und den Auswirkungen
auf die Produktion und die Inflation gibt. Die Fed muss daher genau einschätzen
können, bevor sie die Zinspolitik bestimmt, wo die Wirtschaft in sechs Monaten landet.
Anlageinvestitionen in den USA, Graph: FRED Fed St. Louis
Wenn die Wirtschaft nahe Vollbeschäftigung ist,
wie die Fed heute zu denken scheint, dann besteht die Gefahr der Überhitzung
der Wirtschaft, falls die Nachfrage zusätzlich stimuliert würde und dadurch
Inflationsdruck entstünde. Die Fed würde unter diesen Umständen den
geldpolitischen Kurs anziehen, um die Auswirkung der öffentlichen Ausgaben für
die Infrastruktur auszugleichen.
Was aber, wenn die Fed falsch liegt?
Genau darum geht es heute in den USA in der
aktuellen Debatte um die wirtschaftspolitische Pläne von Bernie Sanders und Professor Gerald Friedmans Beteuerung, wie James K. Galbraith das Ganze in einem
lesenswerten Artikel zusammenfasst.
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