Freitag, 18. März 2016

Nachfrage, Inflation und Zinsen auf Talfahrt

Die norwegische Notenbank hat gestern ihren Leitzins um 0,25% auf 0,50% gesenkt. Sollte die norwegische Wirtschaft zu neuen grossen Schocks ausgesetzt werden, schliesst der geldpolitische Rat der Norges Bank die Möglichkeit nicht aus, dass der Leitzins (key policy rate) negativ wird.

Zur Erinnerung: Die EZB hatte vor einer Woche angekündigt, den Einlagesatz um 0,10% auf minus 0,40% zu senken. Und die Fed hat am Mittwoch beschlossen, das Tempo der Zinserhöhungen von 4x auf 2x in diesem Jahr zu verlangsamen.

Bemerkenswert ist, dass die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte in Deutschland im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat (Febr 2015) um 3% gesunken sind, wie das destatis heute mitgeteilt hat. Gegenüber dem Vormonat (Jan 2016) sind die Produzentenpreise (PPI) um 0,5% gefallen.

Die Preise ab Werk in Deutschland sind damit annualisiert den 31. Monat in Folge zurückgegangen.

Wie die letzten Daten von Eurostat zeigen, scheint die Eurozone in Deflation zu rutschen. Im Februar sind die Verbraucherpreise jährlich um 0,2% gesunken. Von Januar auf Februar kam es zu einem Preisanstieg von 0,2%.



Staatsanleihen (USD, EUR, JPY und CHF): Zinskurve im Vergleich, Graph: FuW, März 2016



Wie weit geht es mit Zinssenkungen?

Die Misere hat ihren Ursprung in der in Europa vorherrschenden neoliberalen Wirtschaftskonzeption, die in der Eurozone disinflationäre Tendenzen verstärkt: Löhne werden gesenkt, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. 

Der Ansatz ist aber kläglich gescheitert, weil die Arbeitslosigkeit steigt, wenn die Löhne fallen. Und wenn das Einkommen zurückgeht, nimmt die Nachfrage ab. Die geringere Nachfrage verschlechtert die Umsatzaussichten von Unternehmen. Unternehmen investieren nicht und drosseln die Beschäftigung.

Peter Praet, Direktoriumsmitglied der EZB sagt in einem Interview mit La Repubblica von heute, dass eine Zinssenkung auf dem Tisch bleibe, wenn neue negative Schocks die Aussichten verschlechtern sollten.

Und wichtig ist in diesem Zusammenhang, nicht zu vergessen, dass die Ungleichheit (die schiefe Einkommensverteilung) in Europa eine Folge der hohen Arbeitslosigkeit und einer neoklassischen Therapie zu ihrer Bekämpfung ist, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog betont.



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