Die jährliche Inflation ist im Euro-Raum im Februar auf minus 0,20% gesunken, wie
eurostat am 29. Februar gemeldet hat.
Die EZB
hat den Rückgang der Teuerung bislang stets mit den gesunkenen Preisen für
Erdöl und andere Rohstoffen begründet. Das heisst im Grunde genommen, dass
keine Deflationsgefahr vorliegt, solange die Kerninflation um 1% notiert.
Bemerkenswert ist, dass Jens Weidmann vergangene Woche in der Eingangsstellungnahme zur
Vorstellung des Bundesbank-Jahresabschlusses 2015 vor Deflation-Angst gewarnt
hat.
Präsident der Deutschen Bundesbank vertritt auch
die Meinung, dass „die nochmals gefallenen Energiepreise den ohnehin nur
schleppenden Anstieg der Inflation in Richtung der Definition von
Preisstabilität des EZB-Rats weiter verzögern“.
Für die Geldpolitik sei der kurzfristige
Inflationsausblick weniger entscheidend. Rechnet man Energiepreisschwankungen
heraus, liegt die entsprechende Inflationsrate im Euro-Raum derzeit bei 1%, so
Weidmann weiter.
Allerdings ist die Kerninflation inzwischen auf
0,7% gefallen.
Für die Geldpolitik sind die mittelfristigen
Preisaussichten entscheidend. Und bei Ihnen kommt es v.a. darauf an, wie gross
das Risiko von Zweirundeneffekten
des Ölpreisrückganges und der niedrigen Inflationsraten ist, ergänzt Weidmann.
Kreditübertragungskanal im Euro-Raum, Graph: Pictet WM via Bloomberg
Genau auf diese Zweitrundeneffekten geht das Pictet Wealth Management in einer am
Freitag vorgelegten Analyse ein: Die grösste Komponente des Preisverfalls entfalle
auf die Energie, aber die EZB sei zunehmend besorgt über Zweitrundeneffekte,
weil die Aussicht auf den Ölpreisverfall den Druck auf den Euro-Raum erhöhe, in
Deflation zu geraten.
Die jüngsten PMI-Daten
aus Europa zeigen, dass die Unternehmen im Euro-Raum die Preise zuletzt so
schnell gesenkt haben wie seit drei Jahren nicht mehr. Es bestehen zwar keine
Risiken für eine Deflationsspirale. Aber es sei ein Risiko, das die EZB im
aktuellen Markt-Umfeld nicht ignorieren kann, so die Studie weiter.
Der Verfasser des Berichts warnt zum Schluss
davor, dass die EZB die Gefahr einer möglichen Beeinträchtigung des
Kreditübertragungskanals sehr ernst nehmen soll.
Ein besonders wichtiger Faktor ist andererseits,
wie Stephen Williamson in seinem Blog mit Bezug auf die Entwicklung der Inflation in der US-Wirtschaft hervorhebt,
dass die Verbraucher möglicherweise weniger Geld zum Ausgeben für andere Waren
und Dienstleistungen gehabt hätten, und die anderen Preise niedriger wären als
sie tatsächlich sind, wenn die Energiepreise nicht dramatisch gefallen wären.
(*)
Wer den Ölpreisverfall als eine Art Konjunktur-Programm
ansieht, soll es sich nochmals überlegen.
(*)
Damit es keine Missverständnisse gibt: Der Ölpreisverfall
ist kein Konjunktur-Stimulus für die Weltwirtschaft. Die Konsumenten können wohl
davon profitieren, weil sie mit dem gegebenen Einkommen mehr Güter kaufen
können. Aber die Produzenten von Öl leiden darunter, weil ihre Einnahmen
abnehmen, was weniger Nachfrage im Rest der Welt bedeutet. Und am Einkommen der
Welt insgesamt ändert sich zunächst gar nicht, wie Heiner Flassbeck betont.
Die entscheidende Frage für die Konjunktur ist,
wie die Hersteller und Verbraucher auf die Einkommensentwicklung reagieren, was
die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen betrifft.
Ein wirkliches Konjunkturprogramm ist viel
effektiver (wegen der steigenden Nachfrage nach Kapital) als der
Umverteilungseffekt fallender Ölpreise, wie Flassbeck weiter erläutert. Das ist
ein wesentlicher Punkt, der in der Debatte nicht ausser Acht gelassen werden darf.
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