Das Wirtschaftswachstum ist mit der Zunahme des
potenziellen Outputs mehr oder weniger deckungsgleich. Es ist ein mittel- bis langfristiger
Prozess, der von Faktoren, die die Angebotsseite beeinflussen, abhängt. Der
potenzielle Output (*) kann aber nicht direkt beobachtet werden; er muss
geschätzt werden.
Arbeitskräfte, Kapital und Technologie machen die
wesentlichen Komponente des potenziellen Outputs aus. Wenn die Nachfrage kleiner
ist als der potenzielle Output, dann bleibt das tatsächliche Wirtschaftswachstum
hinter dem potenziellen Wachstum zurück. Wenn ein Teil der
Produktivitätskapazität nicht genutzt wird, kommt es zu Arbeitslosigkeit
(siehe: das Okun’sche Gesetz)
Die Bestimmung des Potenzialwachstums ist für die
Geldpolitik daher sehr wichtig. Schliesslich wird mit Hilfe des Potenzialwachstums
auch die Produktionslücke (output gap)
geschätzt.
Ellen Zentner von Morgan Stanley legt in einer heute
veröffentlichten Analyse ein paar sehenswerte Abbildungen vor. Der potenzielle US-Output
scheint nach dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 gegen eine Backsteinwand
gestossen zu sein.
Der kumulierte Verlust des gesamtwirtschaftlichen
Angebots ist enorm, beschreibt die US-Chefökonomin der amerikanischen Bank in
New York.
Das reale US-BIP im Vergleich zum Trend-BIP, Graph: Ellen Zentner, Morgan Stanley
Angesichts der minimalen Produktivitätswachstums reflektiert
der schleppende BIP-Wachstumstrend lediglich das erhöhte Wachstum des
Arbeitseinsatzes. Bekanntlich ist die Arbeitslosigkeit (heute: 4,9%) in den
letzten zwei-drei Jahren spürbar gesunken.
Das kann in den nächsten fünf Jahren
offensichtlich nicht wiederholt werden. Das heisst, dass es einer viel besseren
Erhöhung der Produktivität bedarf, argumentiert Zentner weiter.
Bemerkenswert ist aber ihre Beobachtung, dass der sog.
neutrale Zinssatz zur Zeit immer noch leicht negativ ist.
Prognosen des amerikanischen geldpolitischen
Ausschusses im Zeitablauf, Graph:
Ellen Zentner, Morgan Stanley
Wenn man bedenkt, dass der neutrale Zinssatz das
Zinsniveau repräsentiert, bei dem die Geldpolitik die Wirtschaftsaktivität
weder stimuliert noch bremst und zugleich die Inflation unter Kontrolle hält,
ist es von gewichtiger Bedeutung.
Die japanische Zentralbank (BoJ) hat mit dem
Beschluss, Negativzinsen einzuführen, letzte Woche für eine Überraschung
gesorgt. Auch die EZB deutet auf eine weitere Lockerung des geldpolitischen
Kurses im März hin. Die SNB bleibt zweifelsohne immer noch auf der Hut, die
Landeswährung nicht wieder aufwerten zu lassen.
Die Fed hat zwar im Dezember 2015 die
Normalisierung der Geldpolitik eingeleitet. Aber die Zeichen mehren sich, dass
Janet Yellen die in Aussicht gestellten vier Zinserhöhungen (um jeweils 25
Basispunkte) 2016 nicht wirklich durchziehen kann.
Wie die FT aus London heute berichtet, ist das
Universum der Staatsanleihen mit Negativ-Rendite inzwischen auf 5'000 Mrd. USD
gewachsen.
Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren
Laufzeit: Deutschland versus Japan, Graph:
FT
(*) Der potenzielle Output hängt von den
Variablen der Angebotsseite ab, während der tatsächliche Output hauptsächlich
von der Nachfrageseite bestimmt wird.
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