Mittwoch, 3. Februar 2016

Wer träumt wen? Kapital auf der Flucht

Kapitalabfluss aus China ist in aller Munde. Im vergangenen Jahr sollen Investoren mehr als 500 Mrd. USD abgezogen haben.

Da die Fed im Dezember 2015 die Zinsen (zum ersten Mal seit etwa einem Jahrzehnt) erhöht und zugleich weitere Straffung des geldpolitischen Kurses im Jahr 2016 angedeutet hat, befürchten Experten eine weitere Kapitalflucht.

Angesichts der steigenden Zinsen werden nämlich US-Anlagen attraktiver. Zumal die Aussicht auf eine starke Abwertung des chinesischen Renminbi (RMB) noch bestehen bleibt.

Wie findet aber der Abfluss von Kapital aus China statt? Schliesslich gibt es im Land Kapitalverkehrskontrollen.

Kenneth Rogoff bemerkt dazu in einem lesenswerten Artikel („The Great Escape from China“) in Project Syndicate, dass ein völlig legaler Ansatz dabei sei, einen Kredit in RMB zu vergeben und ihn in einer Fremdwährung tilgen zu lassen.



Termin-Kurse für den USD-RMB Wechselkurs, Graph: Morgan Stanley



Ein weniger legaler Ansatz bestehe darin, falsche oder überhöhte Rechnungen zu stellen; im Wesentlichen eine Form der Geldwäsche, erläutert der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor:

Ein chinesischer Exporteur kann z.B. für ein Geschäft mit einem amerikanischen Importeur einen niedrigeren Verkaufspreis melden, als er tatsächlich erhält, wobei die Differenz insgeheim in USD auf einem US-Bankkonto deponiert wird.

Kein Wunder, dass die chinesische Zentralbank (PBoC) sich gezwungen sieht, trotz des riesigen Handelsüberschusses am Devisenmarkt zu intervenieren, um den Kurs der Landeswährung zu stützen. Und die Fremdwährungsreserven Chinas sind 2015 aus diesem Grund um 500 Mrd. USD abgenommen.

Menschen, die sich über einen fallenden Wechselkurs Sorgen machen, versuchen, ihr Geld ausser Landes zu bringen. Die beschriebenen Tricks sind nicht neu: Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Europa unter Devisenkontrollen stand, gab es auch hierzulande illegale Kapitalabflüsse, fasst Rogoff zusammen.


China hat ernsthafte Schwierigkeiten, das hohe Wachstumstempo zu halten. Ob eine Verbesserung der Kommunikation mit den Märkten helfen kann, mag dahin gestellt sein.

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