Kapitalabfluss aus China ist in aller Munde. Im
vergangenen Jahr sollen Investoren mehr als 500 Mrd. USD abgezogen haben.
Da die Fed im Dezember 2015 die Zinsen (zum
ersten Mal seit etwa einem Jahrzehnt) erhöht und zugleich weitere Straffung des
geldpolitischen Kurses im Jahr 2016 angedeutet hat, befürchten Experten eine
weitere Kapitalflucht.
Angesichts der steigenden Zinsen werden nämlich US-Anlagen attraktiver. Zumal die Aussicht auf eine starke Abwertung des
chinesischen Renminbi (RMB) noch bestehen bleibt.
Wie findet aber der Abfluss von Kapital aus China
statt? Schliesslich gibt es im Land Kapitalverkehrskontrollen.
Kenneth
Rogoff bemerkt dazu in einem lesenswerten Artikel („The Great Escape from China“) in Project Syndicate, dass ein völlig
legaler Ansatz dabei sei, einen Kredit in RMB zu vergeben und ihn in einer
Fremdwährung tilgen zu lassen.
Termin-Kurse für den USD-RMB Wechselkurs, Graph:
Morgan Stanley
Ein weniger legaler Ansatz bestehe darin, falsche
oder überhöhte Rechnungen zu stellen; im Wesentlichen eine Form der Geldwäsche,
erläutert der an der Harvard University
lehrende Wirtschaftsprofessor:
Ein chinesischer Exporteur kann z.B. für ein
Geschäft mit einem amerikanischen Importeur einen niedrigeren Verkaufspreis
melden, als er tatsächlich erhält, wobei die Differenz insgeheim in USD auf
einem US-Bankkonto deponiert wird.
Kein Wunder, dass die chinesische Zentralbank (PBoC)
sich gezwungen sieht, trotz des riesigen Handelsüberschusses am Devisenmarkt zu
intervenieren, um den Kurs der Landeswährung zu stützen. Und die Fremdwährungsreserven
Chinas sind 2015 aus diesem Grund um 500 Mrd. USD abgenommen.
Menschen, die sich über einen fallenden
Wechselkurs Sorgen machen, versuchen, ihr Geld ausser Landes zu bringen. Die
beschriebenen Tricks sind nicht neu: Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Europa
unter Devisenkontrollen stand, gab es auch hierzulande illegale
Kapitalabflüsse, fasst Rogoff zusammen.
China hat ernsthafte Schwierigkeiten, das hohe Wachstumstempo
zu halten. Ob eine Verbesserung der Kommunikation mit den Märkten helfen kann,
mag dahin gestellt sein.
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