Die EZB unterbietet seit mehr als drei Jahren den
eigenen Zielwert (von rund 2% auf mittlere Sicht) für die Preisstabilität.
Bemerkenswert ist, dass ein Mitglied des EZB-Rats
auf der jüngsten Sitzung vom Januar die Überlegung angestellt hat, dass es
logisch wäre, das Inflationsziel der EZB zumindest für eine begrenzte Zeit zu
überschreiten, weil das Ziel wie oben angesprochen seit Jahren verfehlt wird.
Es wäre m.a.W. nicht schlecht, wenn die EZB etwas
mehr Inflation zulassen würde, um den Teufelskreis zu brechen. Die europäische
Wirtschaft steckt nämlich immer noch in einer Liquiditätsfalle, wie einige
andere Volkswirtschaften der industrialisierten Welt, wie Stephen Roach in
einem lesenswerten Artikel („Central
Banking Goes Negative“) hervorhebt.
Ob sich nun eine neue Debatte darüber entfacht, wie
neue Möglichkeiten eröffnet werden können, nebst Anleihekaufprogramm (APP) und
Negativ-Zinsen die Wirtschaft anzukurbeln, mag dahin gestellt sein.
Aber die Stossrichtung legt nahe, dass die EZB,
was die Geldpolitik betrifft, nicht mehr weiter weiss. Es fällt auf, dass Mario Draghi in seinen letzten zwei öffentlichen Vorträgen den Einsatz der
Fiskalpolitik durch die Blume zum Ausdruck gebracht hat.
Die EZB verfehlt das eigene Inflationsziel nach
unten, Graph: Bloomberg
Mario Draghi vor dem Europäischen Parlament am 15. Februar 2016
Die Entscheidungsträger der Eurozone legten den
Fokus von Anfang an auf die Angebotsseite der arg gebeutelten Wirtschaft. Durch das Inflationssyndrom wurde das Wachstum abgewürgt. Die Lohnmoderation (infolge von
internal devaluation) in einer schwer
angeschlagenen Wirtschaft hat die Verbrauchernachfrage unnötig zurückgedrängt.
EUR Inflation Zinsstrukturkurve (term structure),
Graph: Morgan Stanley
Die Zinsstrukturkurve deutet auf einen Anstieg
der Inflation auf knapp 1,80% erst in 12 Jahren hin.
Der öffentliche Sektor hätte das Zepter längst in
die Hand nehmen sollen, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu animieren, während
der Privatsektor mit Bilanzreparaturen (balance sheet recession) beschäftigt ist.
Doch die in Europa vorherrschende Ideologie verhindert,
zu erkennen, was die Märkte derzeit signalisieren: die Niedrig-Zinsen und das
tiefe Lohnniveau laden den Staat ein, Aktivitäten, die mit hohen
Sozialleistungen einhergehen, zu erhöhen, sodass Output wachsen kann, wie
Narayana Kocherlakota unterstreicht.
Erhöhte Löhne würden sicherlich die Nachfrage
anregen und damit zum Wirtschaftswachstum beitragen.
5y5y EUR breakevens hat am vergangenen Freitag mit
1,425% ein Allzeit-Tief berührt, Graph:
Morgan Stanley
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